"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Montag, 5. Juni 2017

Berta Kleimenhagen

Berta Kleimenhagen, Febr. 2017
Im Februar 2017 hatte ich die Möglichkeit, in Stuttgart ein Gespräch mit Berta Kleimenhagen zu führen. Eigentlich hatte sie nach ihrem 100sten Geburtstag im November 2016 keine Interviews mehr geben wollen, aber sie ließ sich zum Glück dann doch überreden. Es waren zwei sehr interessante und anregende Tage für mich.
1916 in Changsha, in der Provinz Hunan, als Tochter des Missionarsehepaars Steybe geboren, lernt Berta als Kind ein China kennen, dass von gesellschaftlichen Umwälzungen und Naturkatastrophen geprägt und erschüttert wird. "Als Missionarstochter kannte ich von klein auf Bürgerkriege, Bedrohungen durch Räuber, Überschwemmungen, Hungersnöte
Berta Kleimenhagen mit Schulkindern 1949
und Seuchen." Als Älteste von fünf Geschwistern geht sie mit 13 Jahren allein nach Deutschland, um dort die Schule zu beenden. 1937, drei Wochen vor dem Ausbruch des Chinesisch-Japanischen Krieges, ist sie wieder in China. Sie unterstützt ihre Eltern, die sich um die chinesischen Flüchtlinge kümmern, die aus den Ostprovinzen strömen, begleitet ihre Mutter zu Bibelstunden und verteilt mit dem Vater Traktate. Schließlich kommt von der Mission die Anfrage, ob sie nicht bereit wäre, die Kinder der Missionare zu unterrichten. Mit viel Engagement widmet sie sich der neuen Aufgabe und bleibt auch in China, als ihre Eltern 1941 das Land verlassen. Immer wieder wird die kleine Schar der Schulkinder mit ihrer Lehrerin in den Kriegswirren vertrieben, immer wieder baut sie eine kleine Schule auf und ist den Kindern Halt und Elternersatz. Einige Jahre nach dem Ende des Krieges muss aber auch sie schließlich China verlassen. Später wird Berta Sekretärin und Sozialarbeiterin in Tübingen und Berlin. Sie reist in der ganzen Welt umher, immer wach und interessiert. Schon 1979 besucht sie mit ihren Schwestern auch wieder China und freut sich, dass sie sich immer noch im Hunan-Dialekt verständigen kann.

Es ist ein spannendes Leben, von dem mir Berta Kleimenhagen erzählt, und ich freue mich, dass ich sie kennenlernen durfte.
Mehr über sie im Artikel "Ich war immer zufrieden mit dem, was gerade war." im neuen StuDeO-INFO (>Artikel)

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