Wir hatten uns vor der Reise ziemlich Stress gemacht, ob wir uns noch in China zurecht finden würden (siehe letzter Post) oder ob China zu modern für uns geworden wäre. Von selbstfahrenden Taxis in Peking und Roboter-Polizisten in Guangzhou war die Rede gewesen. Das mag es alles geben, wir haben es aber nicht gesehen. Wir sahen Taxis, die man wie früher herbeiwinken konnte (auch wenn die meisten eine App dafür benutzen) und selbst mit Bargeld kann man noch bezahlen. Auch wenn das kaum mehr jemand macht. Die meisten benutzen WeChat oder Alipay. Auch wir und es hat problemlos funktioniert. Tatsächlich ist Reisen in China heute viel einfacher als vor 20 Jahren, als wir noch dort lebten. Damals war es immer unglaublich anstrengend, Zugfahrkarten zu besorgen. Auch die Hotelsuche war ein Glücksspiel, vor allem, wenn man nachts irgendwo ankam und keine Orientierung hatte. Jetzt konnten wir alles bequem im Voraus per Handy buchen (wir benutzten trip.com) und es hat super funktioniert. Und Gaode bzw. Amap war ein guter Ersatz für Googlemaps.
![]() |
Wolkenkratzer bei der Arbeit, Guangzhou |
![]() |
Bahnhofswartehalle in Nanjing |
Ja, China ist modern und digital. Wir waren beeindruckt, dass es jetzt 19 U-Bahn-Linien in Beijing gibt. Als wir 2003 ankamen, waren es gerade mal zwei und eine dritte war im Bau. Wir haben die Hochgeschwindigkeitszüge genossen, die sauber, schnell und pünktlich alle größeren Städte verbinden (das Netz wird weiter ausgebaut). Es gibt überall ausleibare Powerbanks, damit einem bloß nicht das Handy ausfällt. Und natürlich Wolkenkratzer, Glas und Stahl, große Autostraßen und riesige Shoppingmalls.Aber es gibt auch noch das China jeseits dieser sauberen, sterilen Hightech-Welt, ein schmuddligeres China, chaotisch und improvisiert, mit kleinen Gassen, Stromkabelgewirr, streunenden Katzen, Essensständen auf der Straße, großen Märkten. Ein China, in dem Leute vor ihren Miniläden sitzen und ein Schläfchen halten, Männer auf der Straße Schach spielen und Leute abends tanzen oder Karaoke singen. Ein sehr lebendiges, wuseliges und herzerwärmdendes China. Das hat mich gefreut. Auch dass wir so viele nette Gespräche mit verschiedenen Leuten hatten.
![]() |
Neue Altstadt in Datong |
Was die Stadtplanung betrifft, so hat vor ca. 15-20 Jahren anscheinend ein Umdenken eingesetzt. Natürlich ist jede größere (und kleinere) chinesische Stadt von Hochhäusern umzingelt. Wo sollen die Leute auch alle leben? Aber in den Innenstädten restauriert man jetzt sorgfältig einzelne alte Viertel. Oder man lässt gleich eine ganze Stadtmauer und Altstadt neu erstehen wie in Datong. Das Problem ist, dass die Leute, die vorher da gewohnt haben, in der Regel vertrieben werden und das Ganze für den (innerchinesischen) Tourismus hergerichtet wird. Es gibt auch noch "echte" alte Städte wie Pingyao, die früher für die Modernisierung zu arm waren und jetzt von der Sehnsucht nach den alten Zeiten profitieren.
![]() |
Alte Altstadt in Pingyao |
![]() |
Guangzhou |
![]() |
Multikulti in Guangzhou |
Aber es gibt nicht nur Städte, sondern auch wunderschöne Landschaften in China. Wir haben den Hengshan in Shanxi bestiegen, einen heiligen daoistischen Gebirgszug, und waren ganz verzaubert von den Bergen und Schluchten um das Dorf Dehang, das von der Gruppe der Miao bewohnt wird.
![]() |
Auf dem Hengshan |
![]() |
Dehang |
Also insgesamt eine sehr schöne und interessante Reise. Und es gibt so viele Dinge, die wir noch nicht gesehen und besucht haben.... Hoffentlich verlängert die chinesische Regierung die Visumsfreiheit für Deutschland (30 Tage) noch ein paar Jahre!