"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Sonntag, 29. Dezember 2019

MoMo12: Resümee "Weihnachten"

Nun ist Weihnachten vorbei und bald auch dieser Weihnachtsmonat. Ich habe Kerzen gegossen, einen Adventskranz aufgestellt, Stollen gebacken und Geschenke gebastelt, bin zu meiner Familie gefahren und habe Weihnachts-E-mails verschickt. Eigentlich wollte ich ja Weihnachtskarten gestalten, aber das habe ich nicht mehr geschafft. Bleibt was für nächstes Jahr.

Einige werden sich gewundert haben, dass ich während des ganzen Monats nichts über den christlichen Ursprung des Festes geschrieben habe, über die  Geburt von Jesus im Stall, Ochs und Esel und all das. Ich bin, wie schon erwähnt, nicht religiös, Shopping interessiert mich auch nicht. Trotzdem lässt mich Weihnachten nicht kalt. Es ist eines der wenigen kollektiven Feste hierzulande. Am 1. Mai oder am 3. Oktober kann jeder machen, was er will. Aber Weihnachten ist so angereichert oder beladen mit Erinnerungen, Familiengeschichten, Traditionen und Ritualen, dass es schwer ist, sich dem zu entziehen. Nie sind die Züge so voll wie an diesen Tagen, nie kommen die Familien so zuverlässig zusammen, vergleichbar dem chinesischen Frühlingsfest oder vielleicht auch dem US-amerikanischen Thanksgiving. Und natürlich wird an diesen Tagen auch besonders viel gestritten, aber vielleicht ist das ja auch nicht so schlimm.

Was den religiösen Hintergrund betrifft: Ich bin damit aufgewachsen, ich kenne natürlich die Weihnachtsgeschichte und ich mag sie. Ein Gott, der in einem Stall geboren wird, weil seine Eltern auf Reisen sind und niemand ihnen Unterschlupf gewähren will. Ich wünsche mir, dass diese Geschichte, die jeder Christ kennt und schon hundertmal gehört hat, dazu beiträgt, dass Menschen, Länder (oder Parteien), die sich auf christliche Werte beziehen, mehr Mitgefühl mit Menschen entwickeln, die heutzutage unterwegs sind und Hilfe brauchen. Dann hat diese Geschichte wirklich Kraft.

Donnerstag, 26. Dezember 2019

MoMo12: Nun ist ausgepackt!

Der Heiligabend ist vorüber, die Geschenke sind ausgepackt und so kann ich nun - als Anregung - einige meiner selbstbastelten "Werke" zeigen. Eine Gelegenheit zum Schenken gibt es ja immer.

Glückstagebücher: 
Davon habe ich in der Weihnachtszeit viele verschenkt. Es sind selbstgebastelte, kleine (A6) Notizbücher (siehe auch). Innen sind kleine Rubriken zum Eintragen: "Das hat mich heute glücklich gemacht", auch ein paar Gedichte über das Glück gibt es und Seiten, auf denen man notieren kann, wofür man gerne mehr Zeit hätte, was man gerne mal ausprobieren möchte ... Auch ein schönes Geschenk für Geburtstage.

Bienenwachstücher: 
Sie dienen als Ersatz für Alu- oder Frischhaltefolie. Man kann damit Schüsselchen abdecken, angeschnittenes Obst oder Käse einwickeln, Pausenbrote einpacken...  Das Bienenwachs wirkt zusätzlich antiseptisch. Nach Gebrauch kann man die Tücher einfach warm abwaschen, trocknen lassen und wiederverwenden. Es gibt die Tücher auch in Bioläden und im Unverpacktladen zu kaufen. Aber ich finde sie sehr teuer, deshalb mache ich sie selbst: Stoff in der gewünschten Größe zuschneiden. (Es muss Baumwolle sein, damit der Stoff das Wachs gut aufsaugt). Mit einer Zackenschere sieht es besonders hübsch aus. Bienenwachs (z.B. aus dem Unverpacktladen) im Backofen bei 80 Grad schmelzen, am besten in einem Blech, das man nur dafür benutzt (Bienenwachs ist schwer zu entfernen). Die Stoffe eintauchen, sich vollsaugen und dann abtropfen lassen. Sie werden schnell hart, lassen sich aber mit Körperwärme gut formen.

Taschentuchhalter: 
Es gibt inzwischen in vielen Drogeriemärkten Taschentücher im Papierbehälter. Für zu Hause ist das super, aber was macht man unterwegs? Dafür sind diese Taschentuchhalter aus Wachstuch gedacht. Man kann sie mitnehmen und immer wieder auffüllen. Auch die vielen unnötigen Servietten, die man überall bekommt, kann man als Taschentücher hier verstauen (oder Stofftaschentücher). Die Täschchen sind schnell genäht, beim Schnitt habe ich mich an den Plastikverpackungen orientiert.

Wärmflaschenhülle:
Wärmflaschen sind meiner Meinung nach im Winter ganz unverzichtbar. Aber sie werden schnell sehr heiß und Gummi auf der Haut ist auch nicht gerade kuschelig. Deshalb sind solche Wärmflaschenhüllen aus alten Handtüchern sehr praktisch.


Lunchbag als Geschenkverpackung
Diese Lunchbags sind innen mit einem wasserabweisenden Stoff genäht. Man kann darin Obst und Pausenbrote verstauen. Ich habe sie als Geschenkverpackung für die anderen Geschenke benutzt. Sie sind auch sehr einfach zu nähen. Den Schnitt habe ich von Pattydoo, es gibt dazu auch ein praktisches Video.

Dienstag, 24. Dezember 2019

Samstag, 21. Dezember 2019

MoMo12: Plätzchenbacken mit Frau Zwiebel

Plätzchenteller 2013
Plätzchenbacken mit meiner Schwester hat eine lange Tradition. Es begann, als sie ungefähr vier Jahre alt war. Ich war damals 15 und wollte auf keinen Fall, dass sie plötzlich mittendrin keine Lust mehr hat und ich alleine alles aufräumen muss. Also erfand ich eine Geschichte: Wir waren Frau Meier und Frau Zwiebel, die besten Weihnachtsbäckerinnen weit und breit. Doch wir hatten einen sehr unangenehmen Chef (Herrn Arschmüller), der ständig herummeckerte und nur nach einer Gelegenheit suchte, uns zu feuern, zum Beispiel, weil wir nicht richtig aufgeräumt hatten. Doch vereint schlugen wir ihm ein Schnippchen. Wir hinterließen am Ende alles so ordentlich und sauber, dass er keine Chance hatte. Es funktionierte prima.

Vor ein paar Jahren haben wir beschlossen, die Tradition wieder aufzugreifen. Seitdem stehen wir fast jedes Jahr vor Weihnachten tagelang in der Küche, dann wird gemessen und gewogen, gerührt und geknetet, gehackt, geschmolzen und verziert. Wir backen alte Familienrezepte wie Vanillekipferl, Spitzbuben, Haferflockenplätzchen..., aber wir probieren auch jedes Jahr etwas Neues aus, Nugatspritzgebäck, Pistazienschneesterne, Walnusstaler... Irgendwann sind alle Blechkisten voll, die Küche ist aufgeräumt und wir beide sind total erschöpft, aber tief zufrieden. Frau Meier und Frau Zwiebel sind einfach immer noch die besten Weihnachtsbäckerinnen weit und breit.

Plätzchenteller 2018

Mittwoch, 18. Dezember 2019

MoMo12: Die persönliche Weihnachtsgeschichte - Teil 2 (Ausland)

Weihnachten verlief natürlich nicht immer so harmonisch wie in der Kindheit. Der Stress mit den Eltern in der Pubertät machte vor dem Fest nicht Halt und auch nachdem ich ausgezogen war, dauerte es noch eine Weile, bis sich die Situation entspannte. Die ersten Jahre fielen wir alle schnell in unsere alten Rollen zurück und spätestens am zweiten Feiertag gab es Krach. Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, Weihnachten woanders zu verbringen als "zu Hause" - wenn ich in Deutschland war.

Weihnachten im Sommer
Das erste Weihnachten im Ausland feierte ich Mitte der 1990er Jahre in Buenos Aires. Jupp und ich waren dort für ein halbes Jahr, um Tangounterricht zu nehmen und Spanisch zu lernen. In Argentinien war Hochsommer, doch das hielt die Argentinier nicht davon ab, an den Gebräuchen ihrer europäischen Vorfahren festzuhalten. Es gab schweres, fettes Weihnachtsessen und auf den Weihnachtskarten waren verschneite Wälder und Dörfer abgedruckt.

Weihnachten als exotisches Fest
Ganz anders in China, wo es keine Weihnachtstradition gibt.


Sonntag, 15. Dezember 2019

MoMo12: Die persönliche Weihnachtsgeschichte - Teil 1 (Kindheit)

Mein erstes Weihnachtsfoto
Als ich klein war, war Weihnachten total aufregend, vor allem wegen der Geschenke - wie ich gestehen muss. Die wurden vom Christkind gebracht. "Wir warten auf's Christkind" hieß die Fernsehsendung, die von 1960 bis 1995 im Ersten ausgestrahlt wurde, um die Kinder am 24. Dezember abzulenken und den Eltern Zeit für die Vorbereitungen zu verschaffen. (Seit 2001 gibt es sie wieder im WDR.) Zu essen gab es Heiligabend nur Würstchen, meine Schwester und ich brachten sowieso kaum etwas herunter. Dann warteten wir vor der Wohnzimmertür, bis ein Glöckchen klingelte und wir eintreten durften. Der Baum strahlte, die Geschenke standen in vielen kleinen Päckchen darunter und unsere Eltern beobachteten lächelnd, wie wir uns darauf stürzten. Vorher mussten wir vielleicht noch ein paar Weihnachtslieder singen oder ein Gedicht aufsagen. Ich erinnere mich nicht genau.
Ich weiß Bescheid!
Ich weiß auch nicht mehr, wann ich erfahren habe, dass es nicht das Christkind ist, das die Geschenke bringt, sondern die Eltern. Es scheint kein traumatisches Erlebnis gewesen zu sein. Ich glaube, ich war eher erleichtert, endlich Bescheid zu wissen, denn die Indizien hatten sich doch über die Jahre verdichtet und es wurde immer anstrengender, den Kinderglauben aufrecht zu halten. Ich habe mir aber - als Älteste - große Mühe gegeben, meine Schwestern noch in dieser Illusion zu belassen und mir alle möglichen Geschichten ausgedacht, um Ungereimtheiten zu erklären und Zweifel zu zerstreuen. Auf diesem Foto darf ich den Bischofsstab halten. Ich erinnere mich, dass ich sehr stolz war, als einziges der Kinder zu wissen, dass es eigentlich Papa war, der hier den Nikolaus für eine befreundete Familie spielte.

Übrigens hätten weder ich noch meine Schwestern jemals vorher in der Wohnung nach Weihnachtsgeschenken gesucht. Wir wollten unbedingt überrascht werden.

Wenn die Eltern die Geschenke bringen, kann oder sollte man ihnen vielleicht auch etwas schenken. So begann die Zeit des Selbstgebastelten, der gemalten Bilder, gehäkelten Topflappen, genähten Täschchen. Oft in letzter Minute fertiggestellt und mit dem Charme des Unperfekten versehen. Die Freude war natürlich immer groß.
(Fortsetzung folgt)

Freitag, 13. Dezember 2019

MoMo12: Rezept für einen seeehr leckeren Stollen

Ich bin in der letzten Zeit nicht viel zum Schreiben gekommen, unter anderem auch, weil ich mit Weihnachtsgeschenken beschäftigt war. Die sollen natürlich alle nachhaltig, selbstgemacht etc. sein. Davon kann ich hier (noch) nichts zeigen, weil sonst der Überraschungseffekt für die Beschenkten futsch ist.
Aber ich habe auch einen Stollen gebacken, einen köstlichen Quarkstollen, und das Rezept kann ich hier verraten. Ich habe es aus dem Buch von Susanne Klinger "Hab ich selbst gemacht" und die wiederum hat es aus dem Internet, wohin es hiermit zurückgeht:


Zutaten: 
500 g Mehl / 1 Päckchen Backpulver / 1 Ei / ein Päckchen Vanillesoßenpulver (oder Puddingpulver?), 4 EL Milch, 200 g Zucker, Saft und abgeriebene Schale von einer halben Zitrone, ein Schuss Backrum (oder Rumaroma), 125 g gehackte Mandeln, etwas Bittermandelaroma, 30 g fein gehacktes Zitronat, 250 g Quark, 250 g weiche Butter, 250 g Sultaninen.
Für die Kruste: 150 g Butter, Zucker, Puderzucker

Zubereitung (nicht schwer):
Das Vanillesoßenpulver mit dem Ei und der Milch verrühren, das Mehl mit dem Backpulver vermischen, alles mit den weiteren Zutaten zu einem klebrigen Teig verkneten, die Sultaninen am Schluss untermischen. Mit gut angefeuchteten Händen einen großen oder zwei kleine Stollen formen und auf ein gefettetes Backblech legen (Bei mir war es eine Auflaufform). Dann bei 180 Grad 80 Minuten backen. (Die Stollen gehen noch ziemlich auseinander).
Anschließend den noch warmen Stollen mit reichlich Butter einpinseln, dann gut mit Zucker bestreuen, noch mal buttern und anschließend mit viel Puderzucker bestäuben.

Ein Quarkstollen hält sich nicht wochenlang wie der klassische Hefestollen. Er sollte innerhalb von einer Woche gegessen werden, was aber überhaupt kein Problem ist...

Guten Appetit!

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Zwölfter Mottomonat 2019: Weihnachten

Ein Weihnachtsmonat im Dezember ist zwar nicht besonders originell, aber zeitgemäß. Ich bin nicht religiös, aber ich mag Weihnachten. Ich freue mich darauf, meinen Vater und meine Schwestern (+ Schwager und Nichten) zu treffen, Plätzchen und Stollen zu backen, gemütlich zu ratschen, dabei Tee zu trinken, auf dem Sofa rumzuhängen und zum hundersten Mal "Drei Nüsse für Aschenbrödel" zu sehen. (Aus "Der kleine Lord" bin ich inzwischen ausgestiegen.) Stressig ist Weihnachten für mich nicht, weil ich nur wenigen Leuten etwas schenke und das macht mir Spaß. Am tollsten finde ich die Woche zwischen Weihnachten und Silvester, die "Zeit zwischen den Jahren". Kaum jemand arbeitet, es gibt keine geschäftlichen Mails oder Anrufe, vieles ist geschlossen, ein kollektives Abtauchen. Zeit, um das Jahr noch mal zu überdenken, Pläne für das nächste zu fassen...
Am Sonntag war erster Advent, da habe ich schon mal die grundlegende - und natürlich nachhaltige - Weihnachtsdeko ausgepackt: Der Adventskranz samt Engeln ist selbst gebastelt und wird jedes Jahr wiederverwendet. Dieses Jahr habe ich sogar  die Kerzen teilweise aus alten Wachsresten gegossen.




Und statt des Adventskalenders mit Schokolade gibt es in der WG nun schon im zweiten Jahr den 24-gute-Taten-Adventskalender. Mit einer Spende von 24 Euro sponsort man konkrete Projekte auf der ganzen Welt. Dafür bekommt man einen Papp-Baum und kann jeden Tag ein Türchen öffnen und nachlesen, was mit dem Geld passiert ist. (Genauere Infos zu den Projekten gibt es dann im Netz). Macht ein gutes Gefühl! Und ist auch ein schönes Geschenk.

Montag, 2. Dezember 2019

MoMo11: Resümee "Glück"

"Glück" ist ein weites Feld, das wurde mir im letzten Monat klar, ein Feld, das ich nicht mal ansatzweise erschöpfend beackert habe. Alle Disziplinen haben ihre Vorstellung vom Glück, die Philosophie, die Theologie und zunehmend auch die Ökonomie. Immerhin habe ich auf der Suche Wilhelm Schmid und sein Konzept vom "Glück der Fülle" entdeckt, das auch die negativen Aspekte des Lebens einschließt. Es hat mich an Vorstellungen von Daoisten erinnert, die schon vor 2500 Jahren wussten, dass Gegensätze sich bedingen und dass die eine Seite ohne die andere nicht zu haben ist:
Wer sich zur Bejahung bekennt und nicht von der Verneinung weiß, wer sich zur Ordnung bekennt und nicht von Verwirrung weiß, der hat noch nicht die Gesetze des Himmels und der Erde und die Verhältnisse der Welt durchschaut. ... Es ist klar, dass das nicht geht. Und nun doch ohne Aufhören so weiter zu reden, das ist entweder ein Zeichen von Torheit oder von Betrug. (Zhuangzi)
Dann gibt es natürlich die ganze Ratgeberliteratur zum Glück. Ich hätte gerne noch mehr von den Tipps für ein glückliches Leben getestet. (Das wäre mal ein Jahresprojekt: Sich durch die Ratgeber lesen und jeden Monat ein anderes Rezept ausprobieren.)
Ich habe gebastelt (Glück des Selbermachens), aufgeräumt (Glück der Ordnung) und ich habe mir (fast) jeden Tag aufgeschrieben, was mich an diesem Tag am glücklichsten gemacht hat. Am Ende des Monats habe ich mir die Aufzeichnungen durchgelesen und festgestellt, dass die meisten Glücksmomente mit anderen Menschen zu tun hatten, Besuch von Freund*innen, ein schönes Gespräch, ein kuscheliger Abend, ein Kompliment... Weitere Glücksmomente hatte ich in der Natur beim Spazierengehen und beim Malen und Basteln.
Das hat mich auf die Idee gebracht, in Zukunft ein Glückstagebuch zu führen. Ich glaube, es kann helfen, mir darüber klar zu werden, was - jenseits aller Ratgeberliteratur - die Dinge sind, die ich brauche, um mich glücklich zu fühlen. Außerdem lenkt so ein Tagebuch den Fokus auf die positiven Erlebnisse des Tages und das löst ein warmes Gefühl der Dankbarkeit aus.

Freitag, 29. November 2019

Klimademo in Hamburg 29.11.2019


An diesem Freitag hatte man die Wahl: Shoppen, was die Rabatte am Black Friday hergeben, oder auf der Klimademo gegen Ressourcenausbeutung und Kapitalismus demonstrieren. Auch in Hamburg haben sich ziemlich viele Leute für die zweite Variante entschieden, wobei die Zahlen mal wieder erheblich schwanken, von 30.000 (Polizei) bis 60.000 (Veranstalter). Es war sonnig und kalt, die Stimmung sehr friedlich. Viele junge Leute waren da, schließlich hatte ja auch "Fridays for Future" dazu aufgerufen, aber insgesamt war es durchaus altersgemischt. Weniger Parteien und Verbände als sonst üblich, dafür viele phantasievolle, selbstgebastelte Plakate. Über 150 Länder weltweit sollen sich am Klimastreik beteiligt haben, hoffentlich ein wichtiges Signal für die Weltklimakonferenz in Madrid (2. - 13. Dezember). Pessimismus sei letzten Endes nur Faulheit, sagte der Polarforscher Dirk Notz auf der Abschlusskundgebung in Hamburg. Wir hätten keine Zeit dafür. Und wenn man sieht, was "Fridays for Future" in relativ kurzer Zeit weltweit auf die Beine gestellt hat, dann macht das auch wirklich Hoffnung. Hier noch ein paar Impressionen aus Hamburg:













Donnerstag, 28. November 2019

MoMo11: Macht Selbermachen glücklich?

Vor kurzem habe ich eine Fernsehsendung über sozialwissenschaftliche Experimente gesehen. In einer Anordnung sollten die Versuchspersonen ein quietschgelbes Regal zusammenbauen und anschließend notieren, wie viel Geld sie bereit wären, für das Regal zu bezahlen. Danach wurde eine neutrale Gruppe dasselbe gefragt. Das Ergebnis: Die Personen, die das Regal gebaut hatten, waren in jedem Fall bereit, mehr dafür auszugeben und verteidigten auch Mängel, die sie beim Zusammenbauen vermurkst hatten. ("Gibt dem Regal eine individuelle Note.")

Individuelle Note
Das ist einer der Gründe, warum ich glaube, dass Selbermachen (oder Di-Ei-Wei, DIY = Do-it-yourself, wie es heutzutage heißt) ziemlich oft glücklich macht: Man entwickelt dabei eine Beziehung ("Resonanz") zu dem hergestellten Gegenstand, ob es nun die selbstgebackenen Plätzchen, der selbstgebaute Schreibtisch, die selbstgenähte Hose oder die handgefertigten Tagebücher sind. Man hat eine kleine gemeinsame Geschichte, hat sozusagen was zusammen erlebt.

Aber es gibt natürlich auch noch andere Gründe:

Montag, 25. November 2019

MoMo11: Das Glück der Fülle

Auf der Suche, nein, nicht nach dem Glück, sondern nach Büchern über das Glück, bin ich auf ein schmales Bändchen des Philosophen Wilhelm Schmid gestoßen, das mir gut gefallen hat.

Schmid unterscheidet verschiedene "Glücke". Das ist zunächst das Zufallsglück (engl. luck, frz. fortune). Der Lottogewinn, die unverhoffte Begegnung, das unerwartete Angebot. Das Zufallsglück kann nicht geplant werden, der Mensch kann nur versuchen, offen dafür zu sein und "das Schmetterlingsnetz bereithalten, in dem ein Zufall sich verfangen kann".

Dann gibt es das Wohlfühlglück (engl. happiness, frz. bonheur). Gesund sein, sich wohl fühlen, Spaß und Erfolg haben, Lust empfinden, Abenteuer erleben, also all die Dinge zur Verfügung haben, die als positiv und erstrebenswert gelten. Anders als das Zufallsglück kann man für das Wohlfühlglück einiges tun, es ist "machbar". Doch es ist nicht von Dauer, das klingt schon im französischen Bonheur, der "guten Stunde" an. Auch vom exquisitesten Essen wird man irgendwann satt, auch der tollste Sex ist irgendwann zu Ende und der Zauber des Neuanfangs verfliegt und weicht der Routine. "Dass das Leben Höhen und Tiefen kennt..., weiß auch der moderne Mensch, aber in seinen Augen kommt eigentlich nur den Höhen ein Recht auf Existenz zu, die Tiefen haben es verwirkt, ihnen droht die Höchststrafe der Moderne, die Abschaffung und Entsorgung."

Dem setzt Schmid das Glück der Fülle entgegen, das die grundsätzliche Polarität des Lebens mit heiterer Gelassenheit akzeptiert. "Nicht nur Gelingen, auch Misslingen; nicht nur Erfolg, auch Misserfolg; nicht nur Lust, auch Schmerz; nicht nur Gesundheit, auch Krankheit; nicht nur Fröhlichsein, auch Traurigsein; nicht nur Zufriedensein, auch Unzufriedensein. Nicht nur erfüllte, sondern auch leere Tage..." Das erfüllte Leben sei dann wie das Atmen zwischen beiden Polen. "Die gesamte Weite der Erfahrungen zwischen Gegensätzen vermittelt erst den Eindruck, wirklich zu leben und das Leben voll und ganz zu spüren." Anders als Zufalls- und Wohlfühlglück ist das Glück der Fülle von Dauer, da es nicht nur eine Gelegenheit oder ein Moment ist, sondern eine grundsätzliche Haltung dem Leben gegenüber.

Doch eigentlich, so Schmid, geht es bei der ganzen hektischen Suche nach dem Glück um etwas anderes.

Mittwoch, 20. November 2019

MoMo11: Glück und Gene

Gibt es so etwas wie Glückskinder? Menschen, die schon mit einer besonderen Veranlagung für das Glück auf die Welt kommen? Es scheint so. Tatsächlich halten Wissenschaftler 30 - 50 Prozent unseres persönlichen Glückslevels - oder sagen wir: unseres "subjektiven Wohlbefindens" - für angeboren, den Rest machen Lebensumstände (ca. 40 Prozent) und der Zufall aus. Untersucht hat man das an eineiigen Zwillingen, die kurz nach der Geburt getrennt wurden. Man stellte fest, dass ihr subjektives Glücksempfinden sich - anders als bei genetisch weiter entfernten Personen - kaum voneinander unterschied, obwohl sie in ganz anderen Umständen aufgewachsen waren.

Bei den genetischen Voraussetzungen spielen die Anzahl der Glücksbotenstoffe (Dopamin, Serotonin, Endorphin, Noradrenalin, Oxytocin) eine Rolle und Unterschiede in den Rezeptoren, die diese Botenstoffe aufnehmen und verarbeiten. Außerdem werden angeborene Persönlichkeitsmerkmale dazu gezählt, die kaum veränderbar sind. So scheinen vor allem fünf Eigenschaften positiv mit Glücksempfinden zu korrelieren: emotionale Stabilität, Extrovertiertheit, Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen, Verträglichkeit im Umgang mit anderen und Gewissenhaftigkeit.

Das kann man ungerecht finden. Ist es auch. Aber andererseits haben so auch Menschen, denen Liebe, Sicherheit oder Reichtum nicht in die Wiege gelegt wurden, eine Chance auf Glück.
Es ist wie mit der Gesundheit. Auch da spielen die Gene eine nicht unerhebliche Rolle, aber unser Lebensstil ist ebenfalls von Bedeutung. Und das ist auch hier die gute Nachricht: Mindestens die Hälfte unseres Glücksgefühls können wir selbst beeinflussen und entwickeln. Jeder ist also sozusagen seines halben Glückes Schmied.

Sonntag, 17. November 2019

MoMo11: But beautiful - der Film zum Glück

Passend zu meinem Monatsmotto "Glück" ist letzten Donnerstag der neue Film von Erich Wagenhofer in die Kinos gekommen. In seinen letzten Dokumentarfilmen hat er sich mit der Lebensmittelindustrie, Finanzsystemen und Bildungsvorstellungen auseinandergesetzt. Für diesen Film hat er sich auf die Suche nach Menschen gemacht, die in ihrem Wunsch nach einem guten, gelungenen, eben glücklichen Leben neue Wege beschreiten. "Frauen ohne Schulbildung, die Solaranlagen für Dörfer auf der ganzen Welt bauen. Permakultur-Visionäre auf La Palma, die Ödland in neues Grün verwandeln. Ein Förster, der die gesündesten Häuser der Welt entwickelt. Ein geistliches Oberhaupt mit Schalk und essentiellen Botschaften und seine tibetische Schwester, mit großem Herzen für die Jugend. Ein junges Jazztrio, ein etablierter Pianist, eine beseelte kolumbianische Sängern, die uns den Klang der Schönheit vermitteln", heißt es im Flyer zum Film.
Ein Film zudem mit großartigen Landschaftsbildern, der inspiriert und Lust auf Veränderungen im eigenen Leben macht. Ich wünsche mir mehr solcher Filme!

Dienstag, 12. November 2019

MoMo11: Macht Ausmisten glücklich?

Vor einiger Zeit habe ich auf einer Veranstaltung eine Frau getroffen, die erzählte, dass sie ihren ganzen Besitz auf 500 Dinge reduziert hat (und dazu gehören auch Teller, Löffel, Socken...). Sie hat mehrere Monate dafür gebraucht. Das Ganze lag schon ein Jahr zurück und sie war immer noch überrascht, wie positiv sich dieses Reduzieren auf ihr Leben ausgewirkt hat. Seitdem habe sie mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leichtigkeit...
Wir dürfen bleiben!
Damit liegt sie voll im Trend. Recherchiert man im Netz zu "Glück und Aufräumen" finden sich viele Ratgeber. Von "Ballast abwerfen", "Platz für die wesentlichen Dinge des Lebens", "loslassen" und "durchatmen" ist die Rede. Wie sehr das Thema den Nerv der Zeit trifft, kann man auch an der erstaunlichen Karriere der "Ordnungspäpstin" Marie Kondo sehen, einer 35jährigen US-Japanerin, die 2011 ihr erstes Buch über ihre Ordnungsmethoden veröffentlichte und damit einen Weltbestseller landete. Mittlerweiler bildet sie international BeraterInnen aus, die nach ihrer "KonMari-Methode" arbeiten, hat eine Doku-Serie bei Netflix und wurde vom Time Magazin 2015 zu einer der hundert einflussreichsten Personen weltweit gekürt. Wenn es nach ihr geht, sollte man nur Dinge behalten, die einen glücklich machen, alles andere kann weg.

Der Trend zeigt vor allem, dass wir in einer Überflussgesellschaft leben, zu viel konsumieren und dass uns das nicht glücklich macht. Natürlich kann es befreiend sein auszumisten, trotzdem glaube ich persönlich nicht an einen extrem minimalistischen Einrichtungsstil. Warum?

Mittwoch, 6. November 2019

MoMo11: Zahlenwirrwarr im Glücksatlas

Noch einmal zum Thema Glücksatlas Deutschland 2019. Es hat mir keine Ruhe gelassen, dass ich auf andere Zahlen komme, als die, die in der Pressemitteilung stehen und die natürlich auch von allen Medien verbreitet werden. Ich habe mir deshalb heute noch einmal die Zahlen der einzelnen Regionen von 2018 genau angesehen und sie mit 2019 verglichen. Demnach stimmt es gar nicht, dass die Deutschen so zufrieden sind wie noch nie, sie sind sogar minimal unzufriedener als vor einem Jahr und der Abstand zwischen West und Ost ist keineswegs auf einem historischen Tiefstand, sondern hat sich so gut wie nicht verändert. Warum schreiben dann alle etwas anderes? Mache ich irgendeinen Denkfehler?
Hier meine Daten zum Nachprüfen:
Qelle Zahlen 2019: Infografiken 19 Regionen. aus: Deutsche Post Glücksatlas 2019
Quelle Zahlen 2018: Reinhard Schlinkert / Bernd Raffelhüschen: Deutsche Post Glücksatlas 2018, S. 30



Regionen
2019
2018
Differenz
1
Schleswig-Holstein
7,44
7,44
0
2
Hessen
7,31
7,27
+0,04
3
Hamburg
7,27
7,36
-0,09
4
Franken
7,27
7,26
+0,01
5
Bayern-Süd
7,26
7,22
+0,04
6
Nordrhein/Köln
7,23
7,24
-0,01
7
Baden
7,21
7,23
-0,02
8
Rheinl.-Pfalz/Saarland
7,21
7,23
-0,02
9
Württemberg
7,21
7,16
+0,05
10
Niedersachsen/Hannover
7,19
7,19
0
11
Niedersachsen/Nordsee
7,18
7,20
-0,02
12
Nordrhein/Düsseldorf
7,15
7,16
-0,01
13
Westfalen
7,12
7,13
-0,01
14
Thüringen
7,09
7,03
+0,06
15
Sachsen
6,98
6,91
+0,07
16
Berlin
6,93
6,94
-0,01
17
Sachsen-Anhalt
6,92
6,88
+0,04
18
Mecklenb.-Vorpommern
6,87
6,96
-0,09
19
Brandenburg
6,76
6,84
-0,08


Durchschnitt ges.(19)
Durchschnitt West (13)
Durchschnitt Ost (6)
135,6
7,14
7,23
6,93
135,65
7,14
7,24
6,93