Die letzte Novemberwoche war voller Lesungen. Ich nenne das Tingeltangel und meine das positiv. Ich finde es schön, an unterschiedlichen Orten zu lesen, neue Menschen kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen. Und nie genau zu wissen, was mich erwartet. Es sind immer kleine Wunder möglich.
1. Oldenburg (Niedersachsen)
Am 26.11. waren Hilke und ich in Oldenburg von der dortigen
Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft (GDCF) eingeladen. Da es sich um eine Sonntagsmatinee handelte, die um 11 Uhr anfing, mussten wir uns früh auf den Weg machen und konnten so mal den Sonnenaufgang am Hamburger Hauptbahnhof erleben.
Der Vortragssaal war für die zwanzig Gäste vielleicht etwas groß bemessen, aber diese waren sehr interessiert. Und anschließend gab es noch spannende Gespräche in einem Café. Besonders schön fand ich, dass auch Herr Troschel gekommen war. Er ist der Enkel von Elise Troschel, einer der Frauen aus unserem Buch, einer Ärztin, die 1903 nach China ging. Er selbst ist mittlerweile 88 Jahre alt und schwärmte von seiner Großmutter und ihrem "chinesischen Zimmer", das die Enkelkinder nur bei seltenen Gelegenheit betreten durften, etwa wenn sie sich verletzt hatten.
Hier ein Foto mit Gerlinde Pehlken (Mitte) von der GDCF, die uns eingeladen hatte. Sie hat selbst viele Jahre in China gelebt.
Im Hintergrund das imposante Gebäude - früher ein Krankenhaus, jetzt ein Kulturzentrum -, in dem wir unseren Vortrag halten durften.
2. Lyceum Club Hamburg
Auf den Lyceum Club stieß ich zuerst bei einer der Frauen in unserem Buch: Marie von Bunsen initiierte 1905 - nach englischem Vorbild - den ersten deutschen Lyceum Club in Berlin. Betuchte Damen der höheren Gesellschaft taten sich zusammen, um Frauen in Kunst und Wissenschaft zu fördern (mehr). Das damalige Clubhaus hatte ein Lesezimmer, ein Kamin- und ein Billardzimmer und einen großen Garten.
Den Lyceum Club gibt es noch immer (bzw. wieder) - international und auch in Hamburg. Doch von eigenen Clubräumen ist man heute weit entfernt. Stattdessen trifft man sich monatlich in einem eleganten Hamburger Hotel. Dort konnten Hilke und ich am 28.11. unser Buch vorstellen und wurden zu Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen eingeladen.
Und in der Lobby des Hotels brannte immerhin ein (Gas)Kaminfeuer und verbreitete etwas englisches Flair.
3. Hannover
Die letzte Lesung für dieses Jahr fand am 30.11. vor ca. 30 interessierten Menschen in der Oststadtbibliothek Hannover statt. Eingeladen hatte uns die Akademie Literatur & Leben, die von meiner langjährigen Freundin Sabine Göttel und ihrer Kollegin Christina Rohwetter betrieben wird bzw. wurde. Im Januar 2024 beenden die beiden nach 15 Jahren ihre Arbeit an der Akademie und widmen sich neuen Aufgaben. Unsere Lesung war also wohl die letzte Vortragsveranstaltung in diesem Rahmen.
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Foto: Alwin Alles
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Alwin Alles, ein alter Freund, den Sabine, Jupp und ich aus Saarbrücker Studientagen kennen, war zufällig auch in der Gegend und kam zur Lesung.
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Die "Saarbrücken-Gang" (ich, Sabine Göttel, Alwin Alles, Jupp Hartmann)
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Und Hilke traf eine frühere Arbeitskollegin aus dem Theater wieder, die sie seit 30 Jahren aus den Augen verloren hatte. Auch eines dieser kleinen Tingeltangel-Wunder!