"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Dienstag, 19. Dezember 2023

Kleinode des Alltags - Der neue Kalender von Tanja Soler Zang

Wie schon letztes Jahr möchte ich auf den Kalender von Tanja Soler Zang aufmerksam machen. Mit ihren Fotos macht sie das Besondere im Alltäglichen sichtbar.

Mit ihren eigenen Worten:

"Erst kommt das Staunen und dann das Fotografieren. Dabei verdichten sich Oberleitungen zu abstrakten Zeichnungen, eine Sitzgelegenheit im Watt lädt zum Verweilen ein und das Mauerblümchen sprießt an besagtem Ort. Mit Staunen und mit Bewunderung huldige ich in meiner Fotografie diesen Kleinoden des Alltags. Diese einzufangen bildet die Grundlage für meinen SOLZA-Kalender 2024." 

Diesen wunderbaren Kalender stellt sie auf ihrer Website kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung.

Donnerstag, 14. Dezember 2023

Lyrikfest Hannover 1. Dezember

Schön ist es, wenn man eigene Lesungen mit Besuchen oder kulturellen Erlebnissen anderer Art verbinden kann. 

In Hannover kam alles zusammen: Ich habe meine Freundin Sabine Göttel besucht, die nicht nur die Akademie Literatur & Leben betreibt, sondern auch eine preisgekrönte Dichterin ist. Und am Tag nach meiner Lesung gemeinsam mit Caroline Hartge und Hans Georg Bulla beim Lyrikfest im Hannover Literaturhaus gefeiert wurde. Anlass war die Veröffentlichung der ersten drei der auf zehn Bände angelegten Lyrikedition Hannover. Das Literaturhaus war voll, immer wieder wurden die noch freien Plätze gezählt, dennoch mussten einige Interessierte abgewiesen werden. Schon das eine Freude: Dass sich in diesen Zeiten an einem nasskalten Abend so viele Menschen auf den Weg machen, um Gedichte zu hören. 

Hans Georg Bulla, Sabine Göttel, Caroline Hartge

Eine abwechslungsreiche Dramaturgie: Moderation, kurze Videoporträts der Dichterinnen und des Dichters, einfühlsame Zwischenspiele des Akkordeonisten Goran Stevanovic und natürlich die Hauptsache: Lesungen aus den Gedichtbänden. 

göttel

Hier ein Beispiel aus Grillenliebchen, (fast) passend zur Jahreszeit:

januar. weißes licht
die kälte treibt dem wald die farbe aus.
das blätterdach ist abgetragen. wir stehn
vor hellem grund. die sonne blendet in 
pastell. wir werden blind wenn wir nicht fragen.
ach! grell und scharf soll ich jetzt alles sehn.
und soll dich dreimal prüfen: war dein lob
nur kalte strategie? liebst du die lange sicht und
kannst mich groß sehn? oder tust du nur als ob?
wie kann es sein dass ich mein leben jetzt erst
deutlich lese? der junge mann rät zur askese
und zu mehr eigensinn. er muss es wissen. er
lässt sich ohne ratschlag von den musen küssen.
mein komplizentraum wird nichts mehr nützen.
dein bild erscheint in scherbenpfützen.
mein sehnen dehnt sich bis es bricht.
frostkalter januar. und weißes licht.

Dienstag, 5. Dezember 2023

Lesungen in Oldenburg, Hamburg und Hannover

Die letzte Novemberwoche war voller Lesungen. Ich nenne das Tingeltangel und meine das positiv. Ich finde es schön, an unterschiedlichen Orten zu lesen, neue Menschen kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen. Und nie genau zu wissen, was mich erwartet. Es sind immer kleine Wunder möglich.

1. Oldenburg (Niedersachsen)

Am 26.11. waren Hilke und ich in Oldenburg von der dortigen Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft (GDCF) eingeladen. Da es sich um eine Sonntagsmatinee handelte, die um 11 Uhr anfing, mussten wir uns früh auf den Weg machen und konnten so mal den Sonnenaufgang am Hamburger Hauptbahnhof erleben. 

Der Vortragssaal war für die zwanzig Gäste vielleicht etwas groß bemessen, aber diese waren sehr interessiert. Und anschließend gab es noch spannende Gespräche in einem Café. Besonders schön fand ich, dass auch Herr Troschel gekommen war. Er ist der Enkel von Elise Troschel, einer der Frauen aus unserem Buch, einer Ärztin, die 1903 nach China ging. Er selbst ist mittlerweile 88 Jahre alt und schwärmte von seiner Großmutter und ihrem "chinesischen Zimmer", das die Enkelkinder nur bei seltenen Gelegenheit betreten durften, etwa wenn sie sich verletzt hatten. 



Hier ein Foto mit Gerlinde Pehlken (Mitte) von der GDCF, die uns eingeladen hatte. Sie hat selbst viele Jahre in China gelebt. 

Im Hintergrund das imposante Gebäude - früher ein Krankenhaus, jetzt ein Kulturzentrum -, in dem wir unseren Vortrag halten durften.





2. Lyceum Club Hamburg

Auf den Lyceum Club stieß ich zuerst bei einer der Frauen in unserem Buch: Marie von Bunsen initiierte 1905 - nach englischem Vorbild - den ersten deutschen Lyceum Club in Berlin. Betuchte Damen der höheren Gesellschaft taten sich zusammen, um Frauen in Kunst und Wissenschaft zu fördern (mehr). Das damalige Clubhaus hatte ein Lesezimmer, ein Kamin- und ein Billardzimmer und einen großen Garten. 

Den Lyceum Club gibt es noch immer (bzw. wieder) - international und auch in Hamburg. Doch von eigenen Clubräumen ist man heute weit entfernt. Stattdessen trifft man sich monatlich in einem eleganten Hamburger Hotel. Dort konnten Hilke und ich am 28.11. unser Buch vorstellen und wurden zu Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen eingeladen.

Und in der Lobby des Hotels brannte immerhin ein (Gas)Kaminfeuer und verbreitete etwas englisches Flair. 

 

3. Hannover

Die letzte Lesung für dieses Jahr fand am 30.11. vor ca. 30 interessierten Menschen in der Oststadtbibliothek Hannover statt. Eingeladen hatte uns die Akademie Literatur & Leben, die von meiner langjährigen Freundin Sabine Göttel und ihrer Kollegin Christina Rohwetter betrieben wird bzw. wurde. Im Januar 2024 beenden die beiden nach 15 Jahren ihre Arbeit an der Akademie und widmen sich neuen Aufgaben. Unsere Lesung war also wohl die letzte Vortragsveranstaltung in diesem Rahmen.

Foto: Alwin Alles

Alwin Alles, ein alter Freund, den Sabine, Jupp und ich aus Saarbrücker Studientagen kennen, war zufällig auch in der Gegend und kam zur Lesung.

Die "Saarbrücken-Gang" (ich, Sabine Göttel, Alwin Alles, Jupp Hartmann)
Und Hilke traf eine frühere Arbeitskollegin aus dem Theater wieder, die sie seit 30 Jahren aus den Augen verloren hatte. Auch eines dieser kleinen Tingeltangel-Wunder!