"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Freitag, 4. Oktober 2024

Alte und neue Lesungen

Die Sommerpause ist - zugegeben schon seit einiger Zeit - vorbei. Es kommen wieder Anfragen herein. Im September hatte ich die Gelegenheit auszuprobieren, ob mein Buch Was Sie dachten NIEMALS über CHINA wissen zu wollen für zwei sehr unterschiedliche Zielgruppen funktioniert. 

Eine Veranstaltung war für die Seniorengruppe einer Hamburger Kirchengemeinde, rund 30 Personen zwischen 70 und 90 Jahren. Ein Tag in China - mitten in Hamburg, so lautete das Motto. Es gab Vorträge, meine Lesung, Musik, Essen. Das Ganze stilvoll im Yu Garden, der Miniaturausgabe eines berühmten Teehauses in Shanghai - ein Geschenk an die hanseatische Partnerstadt. Obwohl wirklich nicht unauffällig und relativ zentral gelegen, kennen auch viele Hamburger*innen diesen Ort nicht. 

Da ein Referent ausfiel, sprang Jupp mit Geschichten aus der chinesischen Philosophie ein, unsere Freundin Lan spielte Guzheng. Kurzum ein Tag unter Freunden, in schöner Atmospäre und mit interessiertem Publikum. 

Auftakt in der Aula mit Drachentanz
 Nur fünf Tage später las ich im Achtsamkeitsraum (!) einer Schule in Leipzig, mir zu Füßen auf Yogamatten und Meditationskissen Jugendliche der siebten Jahrgangsstufe, also 13/14-Jährige. Das Konfuzius-Institut richtete an diesem Nachmittag ein umfangreiches Programm zum Konfuzius-Tag und Mondfest aus, mit Kampfkunst, Kalligraphie, Musik, Verkleiden etc. Ich war mit zwei Lesungen ein Teil des Programms und freute mich, dass trotz des großen Angebots jeweils so 15 bis 20 Jugendliche den Weg zu mir fanden. Auch sie sehr interessiert. Die Schule bietet ab der achten Klasse Chinesisch als dritte Fremdsprache an und organisiert auch einen Schüleraustausch mit China. Für die Schüler*innen ist China also ein Thema, das durchaus mit ihrem Alltag zu tun haben könnte.


Und es kommt noch mehr: Am 18. Oktober stelle ich unser Buch "Ausgerechnet zu den Chinesen..." während der Frankfurter Buchmesse am dortigen Konfuzius-Institut vor: 18 spannende Frauen und 100 Jahre deutsch-chinesische Geschichte. (mehr

Dann geht es weiter nach Berlin. Dort wird am Mittwoch, dem 23. Oktober, die Ausstellung Begegnungen mit der Fremde. Deutschsprachige Abenteurerinnen in China im 19. und 20. Jahrhundert eröffnet. (mehr) Die Posterausstellung basiert auf den Frauen in unserem Buch, aber der Schwerpunkt liegt hier auf den Begegnungen mit dem fremden Land. Welche Veraussetzungen brachten die Frauen mit? Wie näherten sie sich der Fremde? Wie veränderte sich ihr Zugang im Laufe der Zeit? Hilke Veth und ich werden eine kleine Einführung halten und dann gibt es hoffentlich eine schöne Vernissage mit interessanten Gesprächen. Ich werde berichten.

Donnerstag, 29. August 2024

Schülerakademie China 2024

Konfuzius war immer dabei

Die Schülerakademie China (SAC) liegt schon wieder ein paar Wochen hinter uns. Es war eine großartige Erfahrung! Mit so motivierten, begabten und interessierten Jugendliche haben wir kaum zu rechnen gewagt. Es gab insgesamt fünf chinabezogene Themen, die eine große Bandbreite abdeckten: von den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen, über Chinabilder, Klimaschutz und Künstliche Intelligenz bis zu unserem Philosophiethema (siehe letzten Post). Scheinbar das am wenigsten aktuelle Thema. Aber das täuscht. Die Entwicklung der chinesischen Philosophie liegt zwar schon 2500 Jahre zurück, doch es geht darin um Fragen, die uns auch heute noch beschäftigen: Welche Rolle spielt Erziehung für die persönliche Entwicklung? Was hält eine Gesellschaft zusammen? Was ist ein gelungenes Leben? Darüber mit jungen Leuten zu diskutieren, war für Jupp und mich eine sehr bereichernde Erfahrung. Auch das gesamte Team war toll.

Unser Kursmaskottchen
 

Neben fünf Stunden Kurs täglich, hatten die Teilnehmenden noch jeden Tag eine Stunde Chinesisch-Unterricht. Und es gab ein reichhaltiges Rahmenprogramm: einen Filmabend, einen Vortrag über antiasiatischen Rassismus, eine Live-Schaltung zu einer Schule in Shanghai, Kalligraphie, Mahjong... (um nur die chinabezogenen Themen zu nennen). Die jungen Leute haben ein sehr vielfältiges, differenziertes Bild von China mitbekommen. Ich glaube, wenn man Chinakompetenz in deutschen Schulen fördern möchte, dann ist das ein absolut sinnvolles Programm. Aber wie man hört, ist die Finanzierung für nächstes Jahr noch nicht gesichert. Das Auswärtige Amt soll schon angekündigt haben, dass Gelder gekürzt oder gestrichen werden. Andere Sponsoren müssen gefunden werden... So schade und kurz gedacht!


Freitag, 21. Juni 2024

Salon, Kulturelle Landpartie, Schülerakademie - Nachträge und Vorausschau

"Jetzt ist schon wieder was passiert", wie es in den Brenner-Krimis des von mir sehr geschätzten Autors Wolf Haas immer so schön heißt. Ja, einiges ist passiert in den letzten Wochen. Und keine Zeit (fehlt wirklich die Zeit?) es aufzuschreiben. Deshalb jetzt ein kleiner Kurzdurchlauf: 

Salon zum Thema TCM

Am 20. April veranstalteten Jupp und ich wieder einen Salon in unserer Wohnung. Gast und Vortragender war dieses Mal Werner Jansen, gelernter Internist und seit vielen Jahren Arzt für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) am Sinologicum in Hamburg. Keineswegs ein Verteufler der Schulmedizin, ganz im Gegenteil, aber ihm fehlte dort irgendwann ein ganzheitlicherer Blick auf den Menschen und seine Gesundheit. Der Vortrag war so interessant, dass ich ganz vergessen habe, Fotos zu machen. Aber wenigstes vom Büffet gibt es eins. Wir haben uns davon inspirieren lassen, dass in der TCM den fünf Elementen auch jeweils eine Farbe und ein bestimmter Geschmack zugeordnet wird.



 

Kulturelle Landpartie im Wendland


Im Mai haben wir zwölf wunderbare Tage auf der Kulturellen Landpartie (mehr) im Wendland verbracht. Sie findet jedes Jahr zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten statt. Jupp war von Reinhard Kahl in dessen Reihe "Übergänge" zu einem Gespräch über sein Buch "Wie ich lernte das Nutzlose zu lieben" eingeladen. Gleichzeitig konnte er in der Scheune, in der die Veranstaltungen stattfanden, seine Bilder ausstellen. Die Themen an den Abenden dort waren alle spannend, hinterher gab es interessante Gespräche bei Getränken und leckerem Essen. Am nächsten Tag traf man sich wieder in neuer Runde auf der Terrasse beim Frühstück. Eine Atmophäre von Gastfreundlichkeit und Großzügigkeit, die uns richtig beflügelte. Dazu die Natur (Elbtalaue), Sonnenschein, Radtouren, Wasser, Seeadler... Ein bisschen so, wie ich mir das Leben idealerweise vorstelle. Zumindest für eine Weile.
 
Reinhard Kahl und Jupp im Gespräch
Die Scheune für Gespräche und Ausstellung




 

Demnächst: Schülerakademie China

Als nächstes größeres Projekt steht im Juli die Schülerakademie China (SAC) an. Dort will man die Chinakompetenz deutscher Schülerinnen und Schüler fördern. Es gibt insgesamt fünf China-Kurse zu unterschiedlichen Themen, für die sich besonders motivierte und begabte Jugendliche bewerben können. Jupp und ich leiten dort im Team einen Kurs zum Thema "Konfuzius, Laozi und Co. Die alte chinesische Philosophie und ihre Relevanz für die heutige Zeit." Veranstaltet wird das Ganze vom Verein "Bildung und Begabung" in Zusammenarbeit mit dem "Bildungsnetzwerk China". 

Es werden zweieinhalb Wochen Ausnahmezustand sein, über 100 Menschen (10 Kursleitende und 80 Teilnehmende) in einem Bildungshaus in der Nähe von Münster. Zusammen essen, lehren/lernen, die Freizeit verbringen. Ich bin schon sehr gespannt! Und hoffe, dass wir mit unserer Begeisterung für das Thema anstecken können.

Dienstag, 23. April 2024

Lesung in Lübeck

Nicht St. Petri, sondern das Holstentor.
Am Samstag, dem 20. April, hatten Hilke Veth und ich die seltende Gelegenheit in einer Kirche zu lesen. 

Die Kulturkirche St. Petri in der Lübecker Innenstadt öffnete am Wochenende ihre Pforten zum achten Mal für "Die Buchmacher. Messe unabhängiger Verlage". (Mit dem gendern haben sie es da anscheinend noch nicht so.)

Auch unsere Verlegerin, Britta Jürgs vom AvivA-Verlag, war dabei und hatte für uns eine halbe Stunde Lesezeit ergattert.Trotz des halligen Kirchenraums ging das gut mit den Headsets und wir freuten uns natürlich, als sich anschließend am Verlagsstand eine kleine Traube von Menschen bildete, die einen Blick in unser Buch werfen wollten. Wer sich zum Kauf entschloss, konnte es anschließend auch gleich noch von den Autorinnen signieren lassen.


Von links: Britta Jürgs, Martina Bölck, Hilke Veth
 

 

 

Die Buchmacherinnen werden zwar nicht im Messenamen genannt, sind aber natürlich trotzdem aktiv und präsent, wie hier am Stand des AvivA-Verlags. Das Motto auf dem Plakat: AvivA weiblich unabhängig ausgezeichnet.

Mittwoch, 27. März 2024

Buchmesse und Lesung in Leipzig

Zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse! Und gleich zwei schöne Gelegenheiten zu feiern. 

Am Freitag bekam "meine" Verlegerin Britta Jürgs vom AvivA-Verlag den mit 35.000 € dotierten Kurt-Wolff-Preis 2024 für unabhängige Verlage verliehen, weil sie "mit nicht nachlassender Energie und großem Spürsinn die weiblichen Stimmen der Weltliteratur zur Geltung bringt". (Begründung der Jury). Den Förderpreis erhielt Nikola Richter vom Verlag mikrotext.

Foto: Simone Hausdorf

Es war einfach schön, die beiden Verlegerinnen über ihre Arbeit und die Anfänge ihrer Verlage reden zu hören. Da steckt so viel Mut, Begeisterung und Engagement dahinter. Beglückende, manchmal überraschende Erfolge, aber auch immer wieder finanzielle Durststrecken. Wie schön, dass es solche Preise gibt, die diese Arbeit unterstützen!

 

 

 

Von links nach rechts: Katharina Meyer, die Vorsitzende der Kurt-Wolff-Stiffung, Nikola Richter, Britta Jürgs, die Laudatorin Zoe (man denke sich zwei Punkte auf dem e) Beck. 



Foto: Simone Hausdorf

 

Abends wurde dann in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in der Innenstadt noch ein bisschen gefeiert. Dabei entstand dieses Foto:

Links neben mir und Hilke steht Eva-Maria Thüne, die vor kurzem ein Buch von Hanna Kiel Die Schlacht um den Hügel. Eine Chronik aus Fiesole im August 1944 im AvivA-Verlag herausgegeben hat. (mehr)




Foto: Evelyn Kretschmar

Am Samstag stand dann Hilkes und meine Lesung im Konfuzius-Institut an, im Rahmen von Leipzig liest. Um es gleich vorweg zu sagen: Es hat richtig Spaß gemacht! Etwa vierzig Zuhörerinnen und Zuhörer, eine anregende Moderation (von Lena Thölke), interessante Fragen aus dem Publikum und viel positives Feedback hinterher.

Foto: Jupp Hartmann

Am Sonntag waren Jupp und ich dann endlich auf der Messe selbst. Aber wir haben nur ein paar Stunden durchgehalten. Diese Menschenmassen! (283.000 sollen es insgesamt gewesen sein). Der Geräuschpegel, die Reizüberflutung! Obwohl es natürlich großartig ist, dass es solche Messen gibt, dass so viele Menschen sich offensichtlich doch noch für Bücher interessieren. Wer nicht auf der Messe war, kann sich in der Mediathek noch die eine oder andere Veranstaltung ansehen. 

Ich fand es auch beeindruckend, wie sich die ganze Stadt beteiligte. 2.800 Veranstaltungen an mehr als 300 Orten bei Leipzig liest! 

Julia Baudis, Simone Hausdorf, Britta Jürgs

Natürlich haben wir auch den Messestand von AvivA besucht, für uns in dieser Situation eine Art Fels in der Brandung. Übrigens wurden während der Messe nicht nur wir, sondern auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Claudia Roth, die Beauftragte für Kultur und Medien, am Stand gesichtet!

Britta Jürgs und ihre beiden Mitarbeiterinnen waren vermutlich am letzten Tag schon am Rande ihrer Kräfte, aber sie ließen sich nichts anmerken. 

Im Hintergrund rechts unser Buch.

 

 

Ob die Zukunft wirklich weiblich ist, kann ich nicht sagen. Aber für mich waren diese Tage in Leipzig eindeutig weiblich geprägt. Angenehm!


Donnerstag, 21. März 2024

Lesungen in Duisburg und Krefeld

Nach einer Winterpause gibt es jetzt wieder ein paar Lesungen. Zum Beispiel konnten Hilke und ich uns am 12. März davon überzeugen, dass dieser Schriftzug am Duisburger Hauptbahnhof der Wahrheit entspricht. 

Es gibt Duisburg wirklich. Und in Duisburg das Kulturcafé Edel, wo wir auf Einladung des Konfuzius-Instituts (KI) Metropole Ruhr und der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) Düsseldorf  unser Buch vorstellen konnten, lebendig und fachkundig moderiert von Susanne Baumann von der GDCF (links) und Susanne Löhr vom KI (rechts).

Foto: Martina Henschel

Foto: Martina Henschel



Die Caféatmosphäre trug sicher zum Gelingen des Abends bei. (Auch wenn die Kaffeemahlmaschine manchmal schon sehr laut war.)

Einige Cafébesucher*innen ließen sich spontan auf die neue Situation ein und wandelten sich zum interessierten Lesungspublikum. So dass wir dieses Mal wohl auch ein paar Leute erreichten, die mit China vorher nicht so viel zu tun hatten.



 

Foto: Achim Sperber
Am nächsten Abend waren wir dann auf Einladung der GDCF Krefeld-Niederrhein in der VHS in Krefeld zu Gast. Auf dem Foto mit der Vorsitzenden des Vereins, Prof. Dr. Marie-Louise Klotz.


 

Und morgen geht es zur Buchmesse nach Leipzig!! Ich war noch nie dort, kenne die Stadt auch überhaupt nicht und bin schon sehr gespannt!

Dienstag, 13. Februar 2024

Das Jahr des Drachen 2024

Letzten Samstag, am 10. Februar, hat nach dem chinesischen Mondkalender das Jahr des Drachen begonnen und das Jahr des Hasen abgelöst. 


Das Hasenjahr sollte für Frieden, Diplomatie, Entspannungspolitik stehen. Da hat der Hase offensichtlich einen schlechten Job gemacht. 

Der Drache ist dagegen ein mächtiges Tier. Ein Drachenjahr steht für grandiose und kühne Projekte, für Denken in großem Maßstab. Es gilt als günstiges Jahr für Eheschließungen, Geburten und Geschäftseröffnungen. Aber in meinem Astrologiebuch heißt es auch: "Im Jahr des Drachen brechen Glück wie Desaster in massiven Wogen über uns herein. Gekennzeichnet wird es von zahlreichen Überraschungen und Naturkatastrophen." (Theodora Lau: Chinesische Astrologie)

Anders als bei uns ist der Drache in China ein positives Symbol. Menschen, die im Zeichen des Drachen geboren sind, gelten als leidenschaftlich, kühn und großherzig. Sie sind direkt und offen und keineswegs nachtragend. Die negative Seite ist eine gewisse Dickköpfigkeit und eine Neigung zum Größenwahn. 

 

 

 

Wir haben jedenfalls das neue Jahr am Samstag mit einem schönen Fest in unserer Wohnung begangen. Mit chinesischem Essen, vielen Fu (=Glück) Zeichen, die ein chinesischer Freund kalligraphiert hat und die die Gäste mit nach Hause nehmen durften. Und eine chinesische Freundin spielte uns etwas auf der Guzheng vor. Der Auftakt war schon mal gut, jetzt kann das Glück über uns hereinbrechen.