Mit etwa zwei Jahren |
In meiner Familie wurde Sport weder abgelehnt noch gefördert, er spielte einfach keine Rolle. Meine Eltern fanden ihr Leben wohl auch ohne sportliche Betätigung anstrengend oder ausgefüllt genug.
Die berühmte Reckstange, rechts: ich mit zehn Jahren |
Selbst das Wandern entdeckte ich erst mit Mitte zwanzig. Ich studierte damals in Saarbrücken, das Elsass und Lothringen lagen nahe, ich ließ mich von Freunden zu kleinen Touren überreden. Seitdem habe ich viele schöne Wanderungen gemacht. Die schönsten dauerten mehrere Tage, einmal an der Tigersprungschlucht in Südchina und fünf Tage in den Rhodopen in Bulgarien. Beim Wandern genieße ich das Gefühl von Stärke und Kraft, aber das Entscheidende ist die Natur. Der würzige Duft im Wald, die Blumenwiesen, die grandiosen Ausblicke von den Gipfeln.
Später kam Tanzen dazu, viele Jahre habe ich intensiv Tango getanzt, später auch Swing. Aber das hatte für mich nichts mit Sport zu tun. Es war die Freude an der Musik, an der gemeinsamen Bewegung mit einem anderen Menschen. Tanzen hat mir den Weg zu anderen Kulturen, Sprachen und Welten geöffnet.
Auch Yoga habe ich irgendwann mit Mitte 20 mal angefangen und viele Jahre später, nach der Rückkehr aus China, wieder aufgegriffen. Inzwischen habe ich mir aus Kursen, Büchern, und Videos ein eigenes Programm zusammengestellt, das ich ziemlich regelmäßig durchführe.
Während ich das schreibe, stelle ich fest, dass alles, was ich längerfristig an "Sport" gemacht habe und mache, für mich etwas haben muss, was über die bloße Bewegung hinausgeht. So wie es mir beim Wandern um die Natur geht oder beim Tanzen um Musik und andere Kulturen, so gefällt mir an Yoga und auch an Taijiquan, dass diese Bewegungen schon vor langer Zeit entwickelt wurden und dass dahinter eine Philsophie steckt.
Deshalb konnte ich mich wohl auch nie mit Fitnessstudios und Sportgeräten anfreunden. Als Reha-maßnahme, aus Gesundheitsgründen, kann das sinnvoll sein, aber ich stelle es mir langweilig vor. Ich verstehe auch nicht, warum Menschen mit einem Mountainbike halsbrecherisch Berge herunterrasen oder 24 Stunden bzw. 100 Kilometer am Stück laufen wollen. Olympiaden, Rad- oder Skirennen und dergleichen interessieren mich ebenfalls nicht. Für mich hat Sport nichts mit Wettkampf und Leistungsvergleich zu tun und schon gar nicht mit nationaler Ehre, sondern mit persönlicher Weiterentwicklung - nicht nur auf körperlicher Ebene.