"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Donnerstag, 17. Februar 2022

"DA WACKELT DIE CHINESISCHE MAUER ...

 ... DA STEHT DIE ZEIT STILL". Was ist passiert?

Eine unerwartete Goldmedaille für die deutschen Langläuferinnen bei der Winterolympiade in Peking. Die Stimme des Moderators überschlägt sich vor Begeisterung. Die Läuferinnen können es noch gar nicht fassen, sind den Tränen nahe. Dieses Mal vor Glück, manches Mal vor Enttäuschung. Ich sitze am Küchentisch, höre Radio und wundere mich, wie wichtig diese Dinge für Menschen sein können. Ich interessiere mich nicht für Olympiaden, mir ist es völlig egal, wie viele Medaillen Deutschland gewinnt, meinetwegen müsste es überhaupt keinen Leistungssport geben. Und ist es nicht auch wirklich für die Welt egal, ob jemand 8 Zehntel Sekunden schneller als jemand anders einen Berg runterfährt?

Andererseits: Für die Langläuferin ist es höchstwahrscheinlich auch völlig bedeutungslos, ob ich ein Buch schreibe oder eine Radiosendung mache. Meine Freude, einen Verlag gefunden zu haben, meine Enttäuschung, dass aus einem Filmprojekt nichts geworden ist, spielt für sie keine Rolle. Und ist es für die Welt nicht auch wirklich ziemlich egal, ob es ein Buch mehr oder weniger gibt? 

Wahrscheinlich gehört es zu den großen Fähigkeiten des Menschen, das, was er tut, wichtig zu nehmen, ihm Sinn zu geben und Freude daraus zu ziehen. Ich hatte mal einen Bekannten, der sich ein Jahr unbezahlten Urlaub nahm, um ein mathematisches Problem zu lösen. Ich habe das nicht verstanden, aber seine Begeisterung gefiel mir. Stürzen wir uns also ruhig immer wieder rein, aber es schadet auch nichts, manchmal einen Schritt zurückzutreten und sich bewusst zu machen, dass unsere Projekte soooo wichtig auch wieder nicht sind. Die allermeisten jedenfalls.

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