Schön ist es, wenn man eigene Lesungen mit Besuchen oder kulturellen Erlebnissen anderer Art verbinden kann.
In Hannover kam alles zusammen: Ich habe meine Freundin Sabine Göttel besucht, die nicht nur die Akademie Literatur & Leben betreibt, sondern auch eine preisgekrönte Dichterin ist. Und am Tag nach meiner Lesung gemeinsam mit Caroline Hartge und Hans Georg Bulla beim Lyrikfest im Hannover Literaturhaus gefeiert wurde. Anlass war die Veröffentlichung der ersten drei der auf zehn Bände angelegten Lyrikedition Hannover. Das Literaturhaus war voll, immer wieder wurden die noch freien Plätze gezählt, dennoch mussten einige Interessierte abgewiesen werden. Schon das eine Freude: Dass sich in diesen Zeiten an einem nasskalten Abend so viele Menschen auf den Weg machen, um Gedichte zu hören.
Hans Georg Bulla, Sabine Göttel, Caroline Hartge |
Eine abwechslungsreiche Dramaturgie: Moderation, kurze Videoporträts der Dichterinnen und des Dichters, einfühlsame Zwischenspiele des Akkordeonisten Goran Stevanovic und natürlich die Hauptsache: Lesungen aus den Gedichtbänden.
Hier ein Beispiel aus Grillenliebchen, (fast) passend zur Jahreszeit:
januar. weißes lichtdie kälte treibt dem wald die farbe aus.das blätterdach ist abgetragen. wir stehnvor hellem grund. die sonne blendet inpastell. wir werden blind wenn wir nicht fragen.
ach! grell und scharf soll ich jetzt alles sehn.und soll dich dreimal prüfen: war dein lobnur kalte strategie? liebst du die lange sicht undkannst mich groß sehn? oder tust du nur als ob?
wie kann es sein dass ich mein leben jetzt erstdeutlich lese? der junge mann rät zur askeseund zu mehr eigensinn. er muss es wissen. erlässt sich ohne ratschlag von den musen küssen.
mein komplizentraum wird nichts mehr nützen.dein bild erscheint in scherbenpfützen.mein sehnen dehnt sich bis es bricht.frostkalter januar. und weißes licht.
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