"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Dienstag, 13. Oktober 2020

Papier ist die neue Weide - Korbflechten mit Altpapier

Arbeitsmaterial
Rohmaterial
Nun also etwas mehr über meine neue Leidenschaft. 

Das Rohmaterial findet sich überall, es gibt zum auch Glück immer noch Menschen, die Zeitungen aus Papier lesen. Doch aus diesem Rohmaterial muss man erst einmal das Arbeitsmaterial herstellen. Dafür schneidet man die Papiere auf eine passende Größe (z.B. eine Zeitungsseite in drei Streifen) und formt daraus mit Hilfe einer Stricknadel und etwas Klebstoff Röllchen, die sich dann verflechten lassen. (Anleitungen dazu gibt es viele im Internet, ich nenne am Ende noch meine Favouriten). Die Röllchen kann man dann auch einfärben, da bin ich noch am Herumprobieren. Ich habe schon mit Speisefarben, Kaffee und Pigmenten aus der Provence experimentiert. Demnächst koche ich mal Tannenzapfen aus.

Das Flechten funktioniert ähnlich wie mit Weiden oder Peddigrohr, wobei Papier auch ein paar Besonderheiten hat, z.B. ist es (angefeuchtet) elastischer und man kann es kleben. Wenn ein Röllchen zu Ende geht, kann man ein neues aufstecken  und weiterflechten. 

Hier ein paar Arbeitsbeispiele: 

Das waren meine ersten drei Flechtwerke. Noch ein bisschen schebbs, aber ich war mächtig stolz darauf. Schließlich muss ich ja auch erst das Material und die verschiedenen Techniken kennenlernen.

Sehr viele Anregungen habe ich auf dem Youtube-Kanal Upcycling der besonderen Art bekommen.


Meine vorläufige "Kollektion"

Samstag, 10. Oktober 2020

Schreiben und Flechten

Seit Mai habe ich fast nichts gepostet, obwohl ich es mir immer wieder vorgenommen habe. Ich glaube, ich war nach der monatelangen Schreibtischarbeit am China-Buch vorübergehend "ausgeschrieben". Ich hatte viel mehr Lust, draußen zu sein, mich zu bewegen und etwas mit den Händen zu machen. 

Und wie der Zufall so spielt, habe ich just in diesem Sommer eine ganz neue Leidenschaft entdeckt, die mich in den letzten Monaten ziemlich in Anspruch genommen hat: Korbflechten. Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass es mich so gepackt hat, ich bin familiär vorbelastet: Mein Großvater war Korbmachermeister in Mecklenburg, mein Vater ist gelernter Korbmacher (auch wenn er bald das Büro einer Werkstatt vorgezogen hat). In meiner Familie gab es immer Korbsachen, Wäschekörbe, Körbchen für uns Kinder, Kinderstühle, Einkaufskörbe, die Opa selbst gemacht hatte. Sein Meisterstück, ein wunderschöner Sessel, steht auch im Elternhaus und wird im Moment von der Katze besetzt gehalten. Trotzdem bin ich bis vor kurzem nicht auf die Idee gekommen, selbst zu flechten. 

Flechten ist etwas sehr Archaisches. Menschen haben immer geflochten, mit allem, was in der Umgebung zur Hand war, Gras, Binsen, Schnur, Peddigrohr, Weiden. Meine Großeltern haben selbst Weiden gepflanzt, sie geschnitten, geschält, trocknen lassen...  Eine mühsame Arbeit! Mein Vater erzählt, dass die Weiden nach dem Schnitt gebündelt ins Wasser gestellt wurden, damit sie treiben, dann erst konnte man sie schälen. Als er den Beruf lernte, musste noch jede Weidenrute einzeln geschält werden, später schaffte sich mein Großvater eine Maschine an, mit der man ganze Büschel auf einmal verarbeiten konnte.
Opa beim Weidenschälen

Wenn man der Tradition folgen möchte, das Material aus der Umgebung zu nehmen, aus dem, was im Überfluss da ist und wenig kostet, welches Material wäre dann für einen Menschen wie mich, mitten in der Stadt, geeignet? - Papier! Genau: altes Papier, alte Zeitungen, Reklamebroschüren, ausgelesene Zeitschriften, Kataloge, Telefonbücher... Was man daraus alles machen kann, zeige ich dann im nächsten Post.

Dienstag, 6. Oktober 2020

Klimademo am 25. September 2020

Demozug auf der Reeperbahn
Noch ein kleiner Nachklapp zur Klimademo in Hamburg am 25.9, bei der lt. Organisator*innen immerhin 16.000 Leute waren. Dabei hatte die Versammlungsbehörde wegen des Infektionsschutzes plötzlich nur 2000 erlauben wollen. Doch Fridays for Future konnte sich mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht durchsetzen. Anders als im verregneten München hatten wir in Hamburg sonniges Herbstwetter. Die Corona-Regeln wurden vorbildlich eingehalten, selbst die Samba-Trommler trugen Masken, und manch einer verteilte sogar Flugblätter mit einer Zange.

Ich gebe zu, ich habe die Aussage noch keinem Faktencheck unterzogen. Aber gegen die gemeinsame Verbesserung von Liebesleben und Klima ist ja nichts einzuwenden.