"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Montag, 1. April 2019

MoMo3: Resümee "Gärtnern"

Ich habe mir das alles etwas anders vorgestellt, frei nach dem (angeblich?) chinesischen Sprichwort:
Wer einen Tag lang glücklich sein will, der betrinke sich.
Wer einen Monat lang glücklich sein will, der schlachte ein Schwein und esse es auf.
Wer ein Jahr glücklich sein will, der heirate.
Wer ein Leben lang glücklich sein will, der werde Gärtner. 
Ich kenne Menschen, die mir erzählen, dass Gartenarbeit sie glücklich macht und für sie die perfekte Entspannung ist. Mir ging es nicht so. Ich hatte Stress. Ich bin nachts aufgewacht und habe darüber nachgedacht, wo und wie ich Erde für die Hochbeete organisieren könnte, wann ich was anpflanzen muss, was zusammenpasst, ob ich schon zu spät dran bin... Anfangs habe ich Bücher gelesen und Videos für Hobbygärtner angesehen, das hat mich zwar teilweise inspiriert, aber auch verwirrt, so dass ich sie schließlich beiseite gelegt habe.

Ein paar Dinge habe ich natürlich auch auf die Reihe bekommen: Wir haben unser Hochbeet repariert, ich habe den Balkon aufgeräumt, mein Saatgut durchgesehen, Tomatenpflanzen, Basilikum und Paprika angesät. (Was daraus wird, ist noch unklar.) Und natürlich finde ich es faszinierend, wie aus so einem kleinen Samenkorn etwas wächst und sehe morgens nach dem Aufstehen als Erstes nach dem Minigewächshaus.

Dennoch: Es war der erste Mottomonat, der mich nicht so richtig glücklich gemacht hat. Vielleicht muss ich mir eingestehen, dass ich nicht die Pflanzenflüsterin und Gartenfee bin, die ich gerne wäre? Auch das kann ein Effekt von so einem Mottomonat sein.

Wenn ich meine Zweifel im Bekanntenkreis geäußert habe, bin ich meist auf Unverständnis gestoßen, manchmal unterlegt - so schien mir - mit einem Hauch von Aggression. An guten Ratschlägen mangelte es nicht: Du bist einfach zu dogmatisch. Du musst das lockerer angehen. Einfach ausprobieren. Wenn es nichts wird, wird es eben nichts. Wahrscheinlich willst du gar nicht gärtnern und weißt es nur noch nicht.
Das könnte in der Tat sein. Aber - und das verwundert nach dem bisher Geschriebenen vielleicht - so schnell will ich noch nicht aufgeben. Ich kann jetzt gar nicht aufhören, weil die Pflänzchen ja nun mal angefangen haben zu wachsen, der Frühling kommt, das Hochbeet muss bepflanzt werden. Auch das unterscheidet das Gärtnern von anderen Mottomonaten. Die Nähmaschine kann ich wegräumen, das Chinesischbuch beiseitelegen. Aber diese Pflanzen sind jetzt da und ich muss mich noch eine Weile um sie kümmern. Danach kommen sie dann hoffentlich alleine klar und meine Zuwendung kann sich auf regelmäßiges Gießen beschränken.

Mit anderen Worten: Der neue Mottomonat ist der alte Mottomonat. Jedenfalls teilweise.

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