Wie wir zu den Hochbeeten gekommen sind? Das ist eine lange Geschichte, die vor ungefähr acht Jahren mit dem Kampf gegen die Moorburgtrasse anfing, einer Fernwärmeleitung, die der Stromkonzern Vattenfall vom Kohlekraftwerk Moorburg aus durch die Stadt bauen wollte. Die Trasse sollte auch durch den Suttnerpark gehen, einem damals eher vernächlässigten Grünstreifen in unserer Nachbarschaft, auf dessen Wert eine kleine Gruppe durch verschiedene Aktionen aufmerksam machen wollte. Wir trafen uns regelmäßig bei einer Feuertonne im Park, es gab Bier und Gespräche, Kunstausstellungen, philosophische Spaziergänge, eine Marathonlesung und eben auch die Anpflanzung verschiedener Kräuter und Blumen. Guerilla Gardening.
Beim Aufbau der Gabionen |
Vorsichtiges Anpflanzen |
Wir waren ein kleiner Teil eines breiten Protestbündnisses gegen Vattenfall und wir hatten tatsächlich Erfolg: Der Energiekonzern musste schließlich aufgeben, die Trasse wurde nicht gebaut! Und unser Projekt schaffte es sogar in die Zeitung:
Hamburger Morgenpost vom 8. Juni 2012 |
Wir gingen weiterhin relativ entspannt an die Sache heran. Manches wuchs, manches nicht. Die ersten eigenen Kartoffeln waren ein Ereignis. So andächtig habe ich selten Kartoffeln verspeist. In
einem Jahr entwickelte eine Kürbispflanze einen fast erschreckenden Expansionsdrang und nahm nach und nach die ganze umliegende Wiese in Beschlag. Nicht immer konnten wir die Früchte unserer Arbeit ernten, manches wurde von Passanten geklaut. Teilweise wurden sogar Obststräucher, die die Stadt gepflanzt hatte, ausgegraben und mitgenommen. Unsere Beete stehen an einem öffentlich zugänglichen Platz. Der Vorteil ist, dass es eigentlich immer, wenn wir dort zugange sind, zu Gesprächen kommt. Viele Leute sagen uns, dass sie sich freuen, wenn sie unsere Beete sehen. Sie fragen nach Pflanzen, erzählen von den Gärten ihrer Großeltern in der Türkei oder in Russland und geben Gartentipps. Kinder bewundern die Hummeln und riechen an der Zitronenmelisse. Betrunkene Obdachlose versichern uns, dass sie auf die Beete aufpassen. Tatsächlich hat es bisher kaum Vandalismus gegeben.
Im letzten Jahr hat sich unsere Gruppe verändert. Einige der alten MitstreiterInnen sind weggezogen, neue Interessentinnen haben die Beete übernommen. Und jetzt müssen wir uns erst noch richtig kennenlernen. Der Samstag war schon mal ein guter Anfang.
Wer noch mehr wissen möchte, wird her fündig: Suttnerblog
(Da sind auch schöne Fotos von Pflanzen, Hummeln und Festen zu sehen.)
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