"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Dienstag, 23. April 2019

MoMo4: The Duke of Argyll's Tea Tree und andere Geschichten

Mit einem Botaniker durch das Hamburger Stadtgebiet zu streifen, erweitert den Blick doch ungemein. Wo ich sonst am Wegesrand eher Begleitgrün wahrgenommen habe und höchstens mal über eine blühende Pflanze oder einen besonders alten, schön gewachsenen Baum staunte, sieht unser Freund Gerhard, mit dem wir am Sonntag unterwegs waren, überall bemerkenswerte Pflanzen. Und weiß auch noch zu sehr vielen interessante Geschichten zu erzählen.

Allan Ramsay: 3rd Duke of Argyll, 1744
Etwa zum gemeinen Bocksdorn, der in einem wissenschaftlichen Artikel von 1890 als Nachtschattengewächs für giftig erklärt wurde. Eine Ansicht, die sich nicht halten ließ und schon ein Jahr später zurückgenommen werden musste, aber dem Bocksdorn immer noch nachhängt. Seine Frucht hingegen ist auf dem Umweg über Asien (und mit gehörigem Werbeaufwand) unter dem unbelasteten Namen Goji-Beere zum Superfood avanciert. In England wird die Pflanze zu Ehren von Archibald Campbell, dem dritten Duke of Argyll auch The Duke of Argyll's Tea Tree genannt. Der Schotte (1682-1761) war unter anderem ein begeisteter Botaniker, der eine Vielzahl von Pflanzen importierte. Sein großer Garten bildete übrigens später den Grundstock für einen der ältesten botanischen Gärten der Welt, die Royal Botanic Gardens in Kew.

Goji-Beeren konnten wir natürlich um diese Jahreszeit noch nicht sammeln, wir hielten uns an die Blätter des Strauchs. Außerdem sammelten wir noch Giersch, Löwenzahnknospen, Hopfensprossen, Brombeer- und Himbeerblätter, eine Baldrianwurzel, Taubnessel und Knoblauchsrauke.

Gedünstete Löwenzahnknospen
Zuhause ging es dann an die Verarbeitung. Die Brombeer- und Himbeerblätter wurden aufgefädelt und zum Trocknen aufgehängt, der Baldrian über die Schreibtischlampe gelegt.

trocknende Baldrianwurzel
Daraus soll einmal Tee werden. Aus den Bocksdornblättern kochten wir eine Suppe, die schön grün aussah und nicht schlecht schmeckte, aber nicht soooo besonders war. Aromatischer waren schon die gedünsteten Löwenzahnknospen

Hopfentriebe, leider etwas unscharf
Am allerbesten schmeckten jedoch die gedünsteten Hopfentriebe:
Dafür werden die jungen Triebe gewaschen und in Salzwasser oder Brühe ein paar Minuten gekocht. Dann in Butter geschwenkt und mit Salz, Pfeffer und etwas Zitronensaft gewürzt.

Mit Hopfenspargel sind übrigens in der Regel nicht die jungen Triebe gemeint, sondern die unterirdischen Wurzelsprossen des Hopfens, die nur etwa drei Wochen im Jahr geerntet werden können. (Dafür waren wir schon zu spät dran.) Sie sind weiß, ca. 4-5 cm lang und erinnern auch optisch an Spargel. Die Ernte ist mühsam, das Gemüse entsprechend teuer. Auf dem Münchner Vikutalienmarkt bezahlt man für ein Kilo zwischen 50 und 100 Euro.


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