Mit einem Botaniker durch das Hamburger Stadtgebiet zu streifen, erweitert den Blick doch ungemein. Wo ich sonst am Wegesrand eher Begleitgrün wahrgenommen habe und höchstens mal über eine blühende Pflanze oder einen besonders alten, schön gewachsenen Baum staunte, sieht unser Freund Gerhard, mit dem wir am Sonntag unterwegs waren, überall bemerkenswerte Pflanzen. Und weiß auch noch zu sehr vielen interessante Geschichten zu erzählen.
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Allan Ramsay: 3rd Duke of Argyll, 1744 |
Etwa zum gemeinen Bocksdorn, der in einem wissenschaftlichen Artikel von 1890 als Nachtschattengewächs für giftig erklärt wurde. Eine Ansicht, die sich nicht halten ließ und schon ein Jahr später zurückgenommen werden musste, aber dem Bocksdorn immer noch nachhängt. Seine Frucht hingegen ist auf dem Umweg über Asien (und mit gehörigem Werbeaufwand) unter dem unbelasteten Namen Goji-Beere zum Superfood avanciert. In England wird die Pflanze zu Ehren von Archibald Campbell, dem dritten Duke of Argyll auch
The Duke of Argyll's Tea Tree genannt. Der Schotte (1682-1761) war unter anderem ein begeisteter Botaniker, der eine Vielzahl von Pflanzen importierte. Sein großer Garten bildete übrigens später den Grundstock für einen der ältesten botanischen Gärten der Welt, die
Royal Botanic Gardens in Kew.
Goji-Beeren konnten wir natürlich um diese Jahreszeit noch nicht
sammeln, wir hielten uns an die Blätter des Strauchs. Außerdem sammelten
wir noch Giersch, Löwenzahnknospen, Hopfensprossen, Brombeer- und
Himbeerblätter, eine Baldrianwurzel, Taubnessel und Knoblauchsrauke.
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Gedünstete Löwenzahnknospen |
Zuhause ging es dann an die Verarbeitung. Die Brombeer- und
Himbeerblätter wurden aufgefädelt und zum Trocknen aufgehängt, der Baldrian über die Schreibtischlampe gelegt.
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trocknende Baldrianwurzel |
Daraus soll einmal Tee werden. Aus den Bocksdornblättern kochten wir eine
Suppe, die schön grün aussah und nicht schlecht schmeckte, aber nicht soooo besonders war. Aromatischer waren schon die
gedünsteten Löwenzahnknospen.
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Hopfentriebe, leider etwas unscharf |
Am allerbesten schmeckten jedoch die
gedünsteten Hopfentriebe:
Dafür
werden die jungen Triebe gewaschen und in
Salzwasser oder Brühe ein paar Minuten gekocht. Dann in Butter
geschwenkt und mit Salz, Pfeffer und etwas Zitronensaft gewürzt.
Mit
Hopfenspargel sind übrigens in der Regel nicht die jungen Triebe gemeint, sondern die unterirdischen Wurzelsprossen des Hopfens, die nur etwa drei Wochen im Jahr geerntet werden können. (Dafür waren wir schon zu spät dran.) Sie sind weiß, ca. 4-5 cm lang und erinnern auch optisch an Spargel. Die Ernte ist mühsam, das Gemüse entsprechend teuer. Auf dem Münchner Vikutalienmarkt bezahlt man für ein Kilo zwischen 50 und 100 Euro.
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