"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Freitag, 13. September 2019

MoMo9: Schwierige Mutter-Tochter-Beziehung


Amy Tan: Das Tuschezeichen. München: Goldmann, 2003

Das Buch ist im Grunde noch ein Verbindungsstück zum letzten Mottomonat: Eine dramatische Mischung aus Familiengeschichte und China.
Wie oft hat sich Ruth Young als Kind für ihre Mutter Luling geschämt, die nach all den Jahren in Amerika immer noch gebrochen Englisch spricht, jeden Cent zweimal umdreht, ständig klagt, sich vor bösen Geistern fürchtet und die versucht, auch ihre Tochter in das Netz aus Aberglauben einzuspinnen, in dem sie selbst lebt. Ruth hat sich scheinbar befreit, lebt mit ihrem Freund und dessen Töchtern zusammen und arbeitet selbständig als ghost writerin (!). Mit ihrer Mutter hat sie nur noch losen Kontakt, doch als Luling an Demenz erkrankt, bricht die künstliche Entfremdung zusammen und Ruth hat den dringenden Wunsch, mehr über ihre Mutter zu erfahren. Endlich liest sie das Tagebuch, das ihr Luling schon von längerem anvertraut hat, und taucht in die Welt ihrer chinesischen Vorfahren ein, in dunkle Familiengeheimnisse und tragische Erlebnisse. Und sie erfährt von dem Fluch, der auf der Familie lasten soll und vor dem sich Luling ihr Leben lang gefürchtet hat.
Die amerikanische Bestsellerautorin Amy Tan, selbst Tochter chinesischer Einwanderer, beschäftigt sich in ihren Bücher häufig mit dem Zusammenprall chinesischer und amerikanischer Kultur und dem schwierigen Verhältnis von Müttern und Töchtern. Sie erzählt die Beziehung von Ruth und Luling einfühlsam und psychologisch plausibel und baut gleichzeitig eine Spannung auf, die einen mitreißt und immer weiterlesen lässt.
Nur das Ende ist etwas arg "happy" und versöhnlich geraten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen