Weihnachten im Sommer
Das erste Weihnachten im Ausland feierte ich Mitte der 1990er Jahre in Buenos Aires. Jupp und ich waren dort für ein halbes Jahr, um Tangounterricht zu nehmen und Spanisch zu lernen. In Argentinien war Hochsommer, doch das hielt die Argentinier nicht davon ab, an den Gebräuchen ihrer europäischen Vorfahren festzuhalten. Es gab schweres, fettes Weihnachtsessen und auf den Weihnachtskarten waren verschneite Wälder und Dörfer abgedruckt.
Weihnachten als exotisches Fest
Ganz anders in China, wo es keine Weihnachtstradition gibt.
In China war Weihnachten ein modernes, westliches Fest, das vor allem junge Leute und Verliebte nutzten, um sich gegenseitig Karten zu schreiben und kleine Geschenke zu machen. Auch wir bekamen von den Studierenden reizende Weihnachtsbriefe. Im Alltagsleben wurden vor allem die Deko-Elemente aufgegriffen, die Verkäufer in den Supermärkten zogen sich im Dezember rote Mützen über und der amerikanische Weihnachtsmann war überall zu sehen - oft bis weit in den Sommer hinein.
Ich arbeitete an einer Uni und Weihnachten war eine der stressigsten Zeiten des Jahres, weil die Abschlussprüfungen für das Semester anstanden und es natürlich keine Feiertage gab. Außerdem sollte ich als ausländische Lehrkraft für die Deutschabteilung ein Weihnachtsfest organisieren. Landeskunde zum Anfassen sozusagen. Ich bestellte einen Weihnachtsmann, der kleine Geschenke verteilte, besorgte etwas zu Essen und zu Trinken und lud westliche Bekannte ein. Einmal tanzte ich mit Jupp zu einer Tangoversion von "Alle Jahre wieder".
Die Studierenden dekorierten den Raum mit mir, führten kleine Theaterstücke auf und sangen Weihnachtslieder zu Karaoke. Es machte Spaß, doch nach einigen Jahren bedeutete mir eine Kollegin etwas verlegen, dass die Universitätsleitung der Meinung sei, diese ausländischen Feste sollten doch nicht so groß gefeiert werden.
Weihnachtsfeier mit Gesang und Kunstschnee! |
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