"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Mittwoch, 18. Dezember 2019

MoMo12: Die persönliche Weihnachtsgeschichte - Teil 2 (Ausland)

Weihnachten verlief natürlich nicht immer so harmonisch wie in der Kindheit. Der Stress mit den Eltern in der Pubertät machte vor dem Fest nicht Halt und auch nachdem ich ausgezogen war, dauerte es noch eine Weile, bis sich die Situation entspannte. Die ersten Jahre fielen wir alle schnell in unsere alten Rollen zurück und spätestens am zweiten Feiertag gab es Krach. Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, Weihnachten woanders zu verbringen als "zu Hause" - wenn ich in Deutschland war.

Weihnachten im Sommer
Das erste Weihnachten im Ausland feierte ich Mitte der 1990er Jahre in Buenos Aires. Jupp und ich waren dort für ein halbes Jahr, um Tangounterricht zu nehmen und Spanisch zu lernen. In Argentinien war Hochsommer, doch das hielt die Argentinier nicht davon ab, an den Gebräuchen ihrer europäischen Vorfahren festzuhalten. Es gab schweres, fettes Weihnachtsessen und auf den Weihnachtskarten waren verschneite Wälder und Dörfer abgedruckt.

Weihnachten als exotisches Fest
Ganz anders in China, wo es keine Weihnachtstradition gibt.


In China war Weihnachten ein modernes, westliches Fest, das vor allem junge Leute und Verliebte nutzten, um sich gegenseitig Karten zu schreiben und kleine Geschenke zu machen. Auch wir bekamen von den Studierenden reizende Weihnachtsbriefe. Im Alltagsleben wurden vor allem die Deko-Elemente aufgegriffen, die Verkäufer in den Supermärkten zogen sich im Dezember rote Mützen über und der amerikanische Weihnachtsmann war überall zu sehen  - oft bis weit in den Sommer hinein.
Ich arbeitete an einer Uni und Weihnachten war eine der stressigsten Zeiten des Jahres, weil die Abschlussprüfungen für das Semester anstanden und es natürlich keine Feiertage gab. Außerdem sollte ich als ausländische Lehrkraft für die Deutschabteilung ein Weihnachtsfest organisieren. Landeskunde zum Anfassen sozusagen. Ich bestellte einen Weihnachtsmann, der kleine Geschenke verteilte, besorgte etwas zu Essen und zu Trinken und lud westliche Bekannte ein. Einmal tanzte ich mit Jupp zu einer Tangoversion von "Alle Jahre wieder".
Weihnachtsfeier mit Gesang und Kunstschnee!
Die Studierenden dekorierten den Raum mit mir, führten kleine Theaterstücke auf und sangen Weihnachtslieder zu Karaoke. Es machte Spaß, doch nach einigen Jahren bedeutete mir eine Kollegin etwas verlegen, dass die Universitätsleitung der Meinung sei, diese ausländischen Feste sollten doch nicht so groß gefeiert werden. 





Meine Eltern schickten uns übrigens in diesen Jahren zur Weihnachtszeit immer viele kleine Päckchen mit Plätzchen, Kerzen, Weihnachtsschmuck und kleinen Geschenken nach Peking. Das Porto war teurer als der Inhalt, aber das war es wert, denn wir freuten uns total darüber, es war ein Stück Heimat.

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