"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Sonntag, 15. Dezember 2019

MoMo12: Die persönliche Weihnachtsgeschichte - Teil 1 (Kindheit)

Mein erstes Weihnachtsfoto
Als ich klein war, war Weihnachten total aufregend, vor allem wegen der Geschenke - wie ich gestehen muss. Die wurden vom Christkind gebracht. "Wir warten auf's Christkind" hieß die Fernsehsendung, die von 1960 bis 1995 im Ersten ausgestrahlt wurde, um die Kinder am 24. Dezember abzulenken und den Eltern Zeit für die Vorbereitungen zu verschaffen. (Seit 2001 gibt es sie wieder im WDR.) Zu essen gab es Heiligabend nur Würstchen, meine Schwester und ich brachten sowieso kaum etwas herunter. Dann warteten wir vor der Wohnzimmertür, bis ein Glöckchen klingelte und wir eintreten durften. Der Baum strahlte, die Geschenke standen in vielen kleinen Päckchen darunter und unsere Eltern beobachteten lächelnd, wie wir uns darauf stürzten. Vorher mussten wir vielleicht noch ein paar Weihnachtslieder singen oder ein Gedicht aufsagen. Ich erinnere mich nicht genau.
Ich weiß Bescheid!
Ich weiß auch nicht mehr, wann ich erfahren habe, dass es nicht das Christkind ist, das die Geschenke bringt, sondern die Eltern. Es scheint kein traumatisches Erlebnis gewesen zu sein. Ich glaube, ich war eher erleichtert, endlich Bescheid zu wissen, denn die Indizien hatten sich doch über die Jahre verdichtet und es wurde immer anstrengender, den Kinderglauben aufrecht zu halten. Ich habe mir aber - als Älteste - große Mühe gegeben, meine Schwestern noch in dieser Illusion zu belassen und mir alle möglichen Geschichten ausgedacht, um Ungereimtheiten zu erklären und Zweifel zu zerstreuen. Auf diesem Foto darf ich den Bischofsstab halten. Ich erinnere mich, dass ich sehr stolz war, als einziges der Kinder zu wissen, dass es eigentlich Papa war, der hier den Nikolaus für eine befreundete Familie spielte.

Übrigens hätten weder ich noch meine Schwestern jemals vorher in der Wohnung nach Weihnachtsgeschenken gesucht. Wir wollten unbedingt überrascht werden.

Wenn die Eltern die Geschenke bringen, kann oder sollte man ihnen vielleicht auch etwas schenken. So begann die Zeit des Selbstgebastelten, der gemalten Bilder, gehäkelten Topflappen, genähten Täschchen. Oft in letzter Minute fertiggestellt und mit dem Charme des Unperfekten versehen. Die Freude war natürlich immer groß.
(Fortsetzung folgt)

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