Darunter versteht man mehrere aufeinanderfolgende monogame Beziehungen. Vermutlich heutzutage bei uns die häufigste Art, wie Menschen ihr Beziehungsleben gestalten.
Im Grunde sind Mottomonate so etwas Ähnliches auf der Interessensebene. Ich lasse mich für eine Weile auf ein Thema ein, bin in dieser Zeit dann "treu", beschäftige mich also nicht noch mit tausend anderen Dinge nebenbei. Aber dann taucht ein neues Thema auf, dem ich mich wieder voll und ganz widme. Die Mottomonate sind ein Mittel, ein Werkzeug, das mir dabei hilft, die Dinge, die mich interessieren und die ich machen möchte, wirklich zu machen. Die Zeit zerrinnt sonst im Alltag so leicht unter den Händen.
Es gibt aber natürlich auch andere Varianten, um sich auf eine Sache zu
fokussieren.
Mein Mann hat zum Beispiel Phasen. Er vertieft sich etwa plötzlich in die alte griechische Philosophie. Oder malt, spielt
Gitarre, lernt chinesische Zeichen... Jeden Tag, wochenlang, monatelang. Und
dann ist es plötzlich wieder vorbei. Er braucht keine Mottomonate, seine
Phasen kommen und gehen von alleine, und solange sie dauern, nimmt er
sich dafür Zeit. (Eine Fähigkeit, die, zumindest meiner Beobachtung nach, bei Männern verbreiteter ist als bei Frauen.)
Eine Freundin, die unzufrieden war, weil ihre eigene Kreativität im Berufsalltag immer zu kurz kam, hat beschlossen - angeregt durch die Mottomonate - sich einen Tag in der Woche für ihr eigenes Schreiben zu reservieren. Alles andere muss dann eben sonstwann erledigt werden oder warten. Das hat einen enormen Kreativitätsschub ausgelöst. Diese Lösung erinnert an eine Fernbeziehung: Man trifft sich selten, ist aber dann ganz für den anderen da ist.
Um dann gibt es natürlich auch noch diejenigen, die gar nicht immer wechseln wollen, weil sie etwas gefunden haben, das so viele Bereiche und Möglichkeiten in ihnen anspricht, dass es sie dauerhaft zufrieden macht. Eine Freundin von mir ist eine begeisterte Hobbyschneiderin. Sie hätte überhaupt keine Lust, nach einem Monat oder sechs Wochen damit aufzuhören, um etwas anderes zu tun. Das ist dann keine serielle, sondern andauernde Monogamie. Und - wie im sonstigen Leben auch - ein Sonder- oder Glücksfall.
Immer aber geht es darum, sich für etwas Zeit zu nehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich viel zufriedener bin, wenn ich
mich auf eine Sache konzentriere. Ich fühle mich weniger zerrissen, ich
steige tiefer ein, "vertiefe mich" in etwas, was wiederum befriedigender
ist. Und es passieren mehr überraschende, unerwartete Dinge, weil ich
offener dafür bin. Im Grunde geht es auch hier um Resonanz, "das Sich-Einlassen auf die Dinge sowie die Bereitschaft, sich selbst zu verändern..." (Hartmut Rosa: Resonanz, siehe auch Post vom 31.1.19)
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