In den letzten Tagen habe ich stundenlang die Vor- und Nachteile verschiedener Verpackungsarten recherchiert. Anlass war die stolze Ankündigung des Biosupermarkts meines Vertrauens, bei einer Tomatensauce durch die Umstellung von Glas auf Verbundkarton 63% CO2 einsparen zu können. Dabei hatte ich mir doch gerade vorgenommen, alles möglichst nur noch im Glas zu kaufen.
Das Ergebnis meiner Recherche: Tatsächlich haben Einwegverpackungen aus Glas die schlechteste Ökobilanz von allen Verpackungsarten. Das liegt vor allem daran, dass Glas sehr schwer ist und deshalb beim Transport mehr Treibstoff verbraucht. Außerdem kann es zwar gut und beliebig oft recycelt werden, benötigt für das Einschmelzen aber sehr viel Energie. Bei Mehrweggläsern (Joghurt, Milch, Bier, Getränke) sieht die Ökobilanz schon wesentlich besser aus. Glas kann bis zu 50 mal wieder befüllt werden, Mehrweg PET-Flaschen nur etwa halb mal so oft. Allerdings muss man auch hier die Transportwege berücksichtigen. Glasflaschen sind vor allem dann sinnvoll, wenn man Produkte aus der Region kauft, also z.B. regionales Bier oder Mineralwasser. Laut dem Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg ist eine Mehrweg-Glasflasche umweltfreundlicher als ein Getränkekarton, sobald sie weniger als 200 km transportiert und mehr als 15 mal benutzt wird. Ein Vorteil von Glas, der nicht in der Ökobilanz auftaucht ist, dass es als einziges Verpackungsmaterial mit Sicherheit keine chemischen Reaktionen mit dem Inhalt eingeht, dass also keine unerwünschten Stoffe in die Lebensmittel gelangen.
Und wie sieht es mit dem Verbundkarton aus (auch unter dem Firmennamen Tetra Pak bekannt)? Der besteht zum größten Teil (51-75%) aus Karton, der Rest ist Kunststoff, manchmal ist noch etwas Aluminium dabei. Vom Bundesumweltministerium wurde er als "ökologisch vorteilhafte Verpackung" eingestuft und von der Pfandpflicht befreit. Man kann ihn fachgercht recyceln, allerdings schwanken die Angaben zur Recyclingquote zwischen 36% und 76%. Auch ist in den letzten Jahren der Plastikanteil gestiegen, vor allem durch die Kunststoffausgießer. Aber dennoch hat die Entscheidung des Supermarkts, bei der Tomatensauce umzusteigen, vermutlich einiges für sich.
Übrigens ist auch die Entscheidung, sein Gemüse in eine Papiertüte zu packen statt in einen Plastikbeutel erst dann ökologisch sinnvoll, wenn man die Papiertüte mehrfach benutzt.
Auf den ersten Blick wirkt das alles schwierig und verwirrend, aber wenn man eine Weile darüber nachdenkt, ist es letzten Endes doch wieder einfach.
Faustregel 1: Lieber Mehrweg als Einweg
Faustregel 2: Lieber regional als global
Und am wichtigsten Faustregel 3: Den "guten" Müll gibt es nicht. Das Allerbeste ist, so wenig Müll/Verpackung wie möglich zu kaufen.
Es ist wie bei der Diskussion um Elektroautos. Sie stoßen weniger CO2 aus, stinken weniger und sind leiser. Aber auch sie verstopfen Straßen und Plätze und auch sie verbrauchen Energie, die irgendwo herkommen muss. Eigentlich müsste die Diskussion darum gehen, wie man Autos reduzieren und andere bequeme Arten von Mobilität ermöglichen kann.
So, das war jetzt mal ein sehr theoretischer Post. Aber irgendwo muss das ganze Angelesene ja wieder hin.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen