"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Mittwoch, 13. Februar 2019

MoMo2: Plastikfreies Familienleben

Spaß sollte es machen. Und wenn sich einer in der Familie davon zu sehr eingeschränkt gefühlt hätte, dann hätten sie das Experiment abgebrochen. Das betont Sandra Krautwaschl immer wieder in ihrem Buch Plastikfreie Zone - Wie meine Familie es schafft, fast ohne Kunststoff zu leben.

Alles fing mit einem Kinobesuch 2009 an. Der Dokumentarfilm Plastic Planet des österreichischen Regisseurs Werner Boote schockierte Sandra Krautwaschl so sehr, dass sie spontan beschloss, ein Experiment zu versuchen: Einen Monat komplett auf Plastik verzichten. Die Familie (Mann und drei Kinder zwischen sieben und dreizehn Jahren) war bereit mitzumachen. Werner Boote und sein Team unterstützten den Versuch und begleiteten ihn medial. Humorvoll beschreibt Krautwaschl, welche Herausforderungen damit auf alle zukamen und welche Prozesse ausgelöst wurden. Plastikfreie Alternativen mussten gefunden werden, was sich gerade am Anfang als sehr schwierig erwies (die Unverpackt-Läden waren noch nicht so richtig erfunden). Der kleine Sohn wollte unbedingt seine Playmobil-Ritterburg behalten (durfte er) und die Umgebung reagierte oft recht skeptisch oder abwehrend. Sie musste sich sogar als "Plastiktaliban" beschimpfen lassen. Doch die "Not" machte auch erfinderisch und schweißte die Familie zusammen. Als der Monat um war, machten sie einfach weiter und mit der Zeit war es kein Experiment mehr, sondern eben der persönliche Lebensstil. Krautwaschl beschreibt, wie dadurch ihr komsumkritisches und polititsches Bewusstsein geschärft wurde, wie sie immer wieder in Gefahr geriet, missionarisch zu werden, und wie sie manchmal fast verzweifelte bei dem Gedanken, so ein kleines, persönliches Projekt könnte vielleicht gar nichts bewirken.
"Natürlich hadere ich bisweilen damit, dass ich nicht mehr tun, nicht die ganze Welt oder zumindest Teile davon zu retten vermag, aber ich habe gelernt, dass jeder kleine Schritt bedeutsam ist. Für mich selbst, für meine Kinder, für die Hoffnung auf Veränderung und für die Motivation, weitere kleine Schritte zu gehen. Mehr kann ich als einzelner Mensch nicht tun. Allerdings auch nicht weniger."
Ihre Erfahrungen schrieb sie auch im Blog "Kein Heim für Plastik" nieder, den sie Ende letzten Jahres wieder aktiviert hat. Seit 2015 ist sie für die Grünen im streirischen Landtag aktiv und schreibt mittlerweile auch einen Politiblog (Politik selber machen). Die persönlichen Veränderungen durch das Experiment scheinen ziemlich nachhaltig gewesen zu sein.

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